DAS VERLORENE JAHRZEHNT

Die Lateinamerikaner kennen es nur allzu gut “La Década Perdida”, nannten sie die 80er Jahre, „Das verlorene Jahrzehnt“. Um die Situation zu retten, musste die IWF eingreifen und erlegte strenge Auflagen, wie die Wirtschaften dieser Länder zu funktionieren hatten. Es war nicht einfach, die Bevölkerungen litten darunter.

Für die Türkei ist ein Rettungspaket noch nicht in Sicht, zumal der Patient nicht zugeben möchte, dass er krank ist. So häufen sich die Probleme der Wirtschaft immer weiter.

Bald werden viele Länder ebenfalls von einem verlorenen Jahrzehnt sprechen, das man mit der Pandemie angestoßen hat, denn viele Länder machen Schulden, um die eigenen Wirtschaften zu retten bzw. zu unterstützen. In diesem Zusammenhang hat sich die Türkei von den anderen Ländern unterschieden, denn Schulden konnte man keine mehr machen, zumal das Land ‘finanzielles Risiko’ bedeutet und die Geldgeber entweder nichts geben, oder aber zu horrenden Zinsen.

Die Türkei hat auch ohne die Pandemie das verlorene Jahrzehnt hinter sich gebracht. Mit 2021 geht das zweite Jahrzehnt los, von dem mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, zumindest die erste Hälfte, verloren sein wird, wenn nicht das ganze Jahrzehnt.

Die Türkei kennt das mit den Schuldenmachen aus vielen Krisen. Die ersten 30 Jahre nach der Gründung, musste sie die Schulden der Osmanen abbezahlen. Die letzte große Rückzahlungsaktion erlebte die Türkei 1978. Was danach folgte, muss man der Türkei zugutehalten, denn egal was kam, die Schulden wurden immer bedient, irgendwie. Argentinien hat zuletzt zum neunten Mal groß umgeschuldet. Tansania’s Präsident sagte zuletzt: „Ich bitte meine reichen Brüder (Länder), unsere Schulden zu streichen!“ Pustekuchen! Die reichen Länder sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Europa kann die Schulden, zu Zeiten der Niedrigzinsen noch drehen. Was passiert, wenn aber die Zinsen steigen? Dieser Fall wurde im Mai 2013 simuliert. Die Fed hat die Zinsen nicht einmal erhöht, sondern nur angedeutet, dass sie die Zinsen erhöhen könnte und es fegte ein Sturm über die Finanzmärkte.

Länder wie die Türkei, die stark von der Auslandsfinanzierung abhängig sind, haben seitdem den richtigen Weg nicht wiedergefunden. Jedes Land, jedes Unternehmen muss sich auf diese Zeiten vorbereiten und entsprechende Pläne in der Schublade haben. Guter Rat, nicht wahr? Aber der Patient (die Türkei), will nicht akzeptieren, dass sie krank ist und steht vor dem Multiorganversagen. Was tun?

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