Çay und Simit gefällig?*

(*) Çay und Simit (Übersetzt: Tee und Sesamring)

In meinem Blog ichmeinsgut.de, wo ich auf die Missstände in der Türkei und gelegentlich auch in Deutschland hinweise und kritisiere, werfen mir die Türkeistämmigen vor, ständig zu kritisieren.

„Schon mal gehört, dass man die Missstände lobend erwähnt?“

Auf meine Gegenfrage heißt es dann: „Gibt es denn nichts Gutes in der Türkei, dass du auch mal darüber berichtest?“

Das tue ich auch, nur das Negative fällt leider Gottes um so stärker auf und ist Sinn und Zweck der Sache. Nur, wenn man es als Angriff aus das Türkentum versteht und das tun einige, habe ich die A-Karte gezogen. Schon bin ich für die, die mit wenig Worten im Leben auskommen müssen, ein Terrorist. Da ich auch einige Missstände in Deutschland kritisiere, leitet man davon ab, dass ich außerdem auch ein Nazi sein müsse.

Ein guter Witz ist auch, dass ich für mein Tun gut, ja sehr gut bezahlt werde.

Das Gegenteil ist der Fall. Die Leute fürchten, dass sie in Verruf kommen, wenn sie mich unterstützen. “Ja aber Sie kritisieren den Erdogan!” höre ich oft. “Meinen Sie, ich sollte ihn lobend erwähnen und hochleben lassen, so einen Alleinherrscher?” frage ich. “Um Gottes willen, ganz im Gegenteil, wir wissen was für einer er ist, aber Sie wissen, dann stehen wir evtl. schlecht da.”

Kommen wir zu den positiven Dingen

Dabei gibt es aus der Türkei durchaus auch Positives zu berichten. Ich zitiere mal die Masse der deutschen Türkei-Touristen: „Die Türken sind sooo gastfreundlich!“ Sind sie auch. Die ehrlichgemeinte Gastfreundschaft werdet ihr eher erleben, wenn Ihr Euch unter die Türken mischt. In den Urlaubsgegenden vermischt sich auch schon mal Geldgier, weil man sich von Euch was erhofft. Ansonsten ist „Der Türke“ ein herzensguter Mensch, der seinen letzten Cent mit dir teilen, ja sogar dir geben würde. Alleine, wenn du still in einer Ecke stehst und auf dein Schiff wartest, das dich von der anatolischen Seite von Istanbul auf die europäische bringen soll, kannst du erleben, wie Menschen z.B. Sesamringe kaufen und Bedürftigen weiterreichen. Steige mal als AusländerIn in den Bus ein und frage nach: „Kann mal jemand für mich ein Fahrschein entwerten?“, gemeint ist die Magnetkarte mit Guthaben drauf. Davon hat fast jeder Istanbuler eine in der Tasche. Die Istanbul Card kannst du überall in der Stadt einsetzen, wenn du Eintritt oder Nutzungsgebühr bezahlen musst. Schon wird ein Fahrgast aufspringen und für Dich einen Fahrschein lösen.

Wenn Ihr zu zweit seid, auch kein Problem. Ich bin mir sicher, zumindest habe ich das nur so erlebt, wird man von Euch kein Geld annehmen. Besonders wenn Ihr Fremde seid, in der Stadt. Das gehört sich so. Ich habe auch schon oft für andere Entwertet und siehe da, ich konnte auch kein Geld nehmen. Ich glaube, dass das genetisch bedingt ist. Natürlich wird diese Einladung nicht sofort akzeptiert. Die Kämpfe, geben wollen, nicht nehmen, geben wollen, nicht geben, können sich dahinziehen. Oftmals ist die Haltestelle, wo einer der Streitparteien aussteigen muss die Rettung. Nun gut, der Nebeneffekt davon ist, dass man dann im Ausland gut über den Türken spricht. Ein Fürsprecher mehr schadet nicht.

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