„Was ist los mit dir, wenn du so weiter machst, wirst du dich isolieren“

Du ahnst es nicht, welche Verrenkungen nötig sind, solch ein Foto selbst zu schießen. :)

Ja, meine türkisch angehauchten Facebook-Freunde machen sich Sorgen um mich. Sie schreiben sich untereinander, um sich zu beratschlagen, ob man mich wieder auf dem rechten Weg holen könne. Eigentlich kritisiere und polarisiere ich wie eh und je. „Du spielst den Deutschen und den Rechten zu, mit deinen Themen. Die Deutschen gibt es heute, und morgen lassen sie dich fallen, wie eine heiße Kartoffel“ ist der Grundtenor. So wie etwa einige Türken, weil ich deren Meinung nicht teile, oder sie denken, ich würde das Türkentum kritisieren? Natürlich fällt dabei auch mein Lieblingswort: Türkei-Bashing. Aus türkischer Sicht bedeutet dieses Wort, dass man zu einem Zeitpunkt Türkei-Themen aufgreift, zu dem man es lieber sein lassen sollte. Eigentlich haben sich dieser Tage die türkisch angehauchten verändert. Sie reagieren allergischer, wenn man nicht deren Meinung teilt. Ich bin nun mal gegen Krieg. Gegen Einmarschieren in fremde Länder sowieso, vor allem weil bis dato kein Angriff auf die Souveränität der Türkei von dort erfolgte.

Auf die Rechtfertigungsversuche antworte ich erst gar nicht. 180 Grad unterschiedliche Sichtweisen bleiben auch nach langer Diskussion 180 Grad. Der Eindruck täuscht. Nicht ich, sondern die türkische Leserschaft hat sich verändert. Sie sind mehrheitlich Kriegfans und so verstehen sie das was ich schon immer geschrieben habe, anders. Einer schrieb: „Dann verlass doch das Land, wenn es dir nicht passt!“ (raus aus der TR). Noch mehr verlassen geht nicht mehr.

Übrigens sagte mir noch gestern ein nativer Deutscher, als ich etwas in Deutschland kritisierte: „Dann geh doch! Was hält dich hier?“ Sie alle auf den rechten Weg (ausgehend davon, dass ich nach meiner Meinung auf dem rechten Weg bin 🙂 ) zurückzuholen, die Chance habe ich nicht. Alles, aber alles klingt negativ, wenn man über die Türkei berichtet. Gestern stellt sich der Wirtschaftsminister vor die Kameras und sagte, dass die Regierung in drei Jahren 3,2 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen würde. Als jemand, der das wirtschaftliche Geschehen aus nächster Nähe verfolgt, habe ich dafür nur ein leises Lächeln übrig. Das haben sie nämlich in den letzten 17 Jahren mehrmals verkündet und wo steht die türkische Wirtschaft heute?

Besonders die Arbeitslosenzahlen steigen und werden weiter steigen, auch wenn man in einigen Monaten mal sagen wird, die Wirtschaft sei gewachsen. Auch im Falle eines Wirtschaftswachstums, wird die Arbeitslosigkeit in dem Umfang nur abnehmen, wie Arbeiter bei der Bauwirtschaft benötigt werden. Die Industrie schrumpft weiter und die Automatisierung schreitet auch in der Türkei voran und das Land ist, aus der Sicht des Prächtigen auf Linie gebracht worden in den letzten 17 Jahren und importiert lieber, als dass es produziert. Dieser Tage weniger, weil kein Geld da ist. Sobald aber wieder heiße Gelder fließen, wird wiederkräftiger importiert werden, weil ansonsten die Türkei nicht mehr funktionieren würde.

Übrigens, im Kleingedruckten steht noch, dass ich mich in jeglicher Form von der AfD distanziere. Leider sind einige türkisch angehauchte Personen versucht zu glauben, dass ich in die Richtung tendiere. Damit disqualifizieren sie sich nur selber. Die AfD ist eine Kümmerpartei, die all die Auffängt, die unzufrieden sind und was zu meckern haben. Das funktioniert, siehe AKP, ebenfalls eine Kümmerpartei. Verspricht das Blaue vom Himmel und hält nichts. Sie bekommen nichts zustande, aber sind bei einigen Wählern immer noch aktuell. Wenn andere schweigen, geht der Schwarzmaler und Hoffnungslose zu dem, der am lautesten schreit und Hoffnung streut. Ohne Substanz dahinter, aber das hinterfragt deren Wähler nicht.

“Die Türken sind so gastfreundlich.” Ich seht, ich kann auch anders. Solange es hart an der Wahrheit bleibt.

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