Türkei: Warum der Bildungsminister fast der mächtigste Mann im Land ist

Der mächtigste Mann im parlamentarischen System der Türkei war, bis zum Präsidialsystem, der Bildungsminister. Neben dem Alleinherrscher ist er immer noch der mächtigste Mann in der Politik. Da Bildung für die Kinder und Jugendlichen Zukunft bedeutet, spielt er mit der Zukunft dieser. Das aber nicht erst seit den AKP Zeiten. Die Bildungsminister haben so viel Macht, dass sie ein ganzes System verändern, nämlich das Schulsystem. Das geschieht in der Türkei im Durchschnitt alle zwei Jahre.

Es ist wieder soweit. Im Schuljahr 2020-2021 soll es mit den 9. Klassen losgehen und dann alle Klassen einbeziehen.

Es sollen in den höheren Klassen die Schulstunden weniger werden. Es sollen unterstützende Nachhilfestunden hinzukommen. Alle Schulfächer sollen Wahlfächer werden. Jeder sucht für sich das Passende aus. Alle sollen allerdings am Informationstheorieunterricht (Bilgi Kuramı) teilnehmen. Ich musste erst einmal nachschlagen, ob ich aus dem Türkischen richtig übersetzt habe. Das klingt irgendwie so unglaublich. Auf der einen Seite so etwas Rückständiges wie die Religionsschulen forcieren und auf der anderen Seite so etwas fortschrittliches wie die Informationstheorie, einführen. Halleluja!

Der Schwerpunkt soll beim angewandten Lernen liegen. Mit der Dezimierung der angebotenen Fächer, sollen Karriere-Büros in den Gymnasien Einzug erhalten. Die Sommerferien hat man um 2 Wochen gekürzt. Somit gibt es im April und Oktober zwei zusätzliche Ferien von jeweils einer Woche.

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