Alles soll in Kürze anfangen und tut es doch nicht

Der Schwiegersohn von Erdogan, im Nebenberuf Wirtschafts- und Schatzamtsminister, kündigte die Lösung eines Problems abermals als Überschrift an und das per Tweet.

„Dass was wir im Rahmen der Strukturreform in Zusammenhang mit der Bekämpfung der Inflation bei Lebensmitteln angekündigt haben, werden wir in Kürze in Angriff nehmen und die erwarteten Ergebnisse erzielen.“

(“Yapısal Dönüşüm Adımlarımız kapsamında anons ettiğimiz, özellikle gıda enflasyonu açısından önem taşıyan politikalarımızı kısa sürede hayata geçirerek sonuçlarını almayı hedefliyoruz.”)

Seit 17 Jahren an der Macht und jede Ankündigung fängt mit den Worten an „In Kürze fangen wir an…“ oder „Nach den Wahlen werden wir…“. Wenn Ihr wirklich vorhabt etwas Positives zu tun, fangt doch bitte endlich an! Wer so lange Jahre die Probleme angehäuft hat, der kann kein Erfolg haben, wenn er jetzt damit loslegt diese zu lösen. Die Formel von Erdogan und seinen Mannen heißt: Die Zeit absitzen, dem Land so gut es in Abhängigkeit vom Ausland bringen und nach eigenem Profit aus sein.

In Kürze fängt die Demontage des AKP an!“ und in dieser ’Kürze‘ liegt tatsächlich die Würze.

In der Wirtschaft kann man seit 17 Jahren beobachten, wie die Zukunft der Türkei und der Wirtschaft ausschauen wird. Der Ausverkauf geht weiter. Der Staat hat fast alles was von Wert war privatisiert und an ausländische Investoren verkauft. Die türkischen Unternehmer tun es auch. Viele haben Multimilliarden Euro refinanziert und die Risiken auf die Schultern der Staatsbanken gelegt, oder ihre Unternehmen direkt zu Geld gemacht und im Ausland angelegt. Das führende Unternehmen der Türkei, auf dem Sektor Farben und Lacke, Filli Boya, wechselt dieser Tage ebenfalls die Hand und geht an das japanische Nippon Paints Holding. Es soll lediglich die Zusage der Kartellbehörde ausstehen. Da mache ich mir aber keine Sorgen, die haben bis jetzt jeder Übernahme zugestimmt.

Filli Boya teilt den Verkauf des Unternehmens auf der eigenen Website so mit, als würde es sich um einen heroischen Akt handeln „(…) zum Wohle der Nation und der Region (…)“. Wohl bekomms, kann ich der Eigentümerfamilie sagen.

Es ist natürlich legitim, dass ein Unternehmen die Hand wechselt, nur muss man wissen, dass die Industrie der Türkei, trotz Fortschrittlichkeit in vielen Bereichen, ziemlich übersichtlich ist. Die tragenden Industrien des Landes haben in den letzten 17 Jahren allesamt ausländische Besitzer bekommen. Nimmt man noch die forcierte Importabhängigkeit dazu, ist die Abhängigkeit aus dem Ausland perfekt.

Die Schlagzeile könnte aus den Zeiten vor dem Befreiungskrieg der Türkei sein: „Das Land ist von ausländischen Mächten (Investoren) besetzt, die das Land (die Industrien) untereinander aufgeteilt haben. Alles was das Land benötigt, muss importiert werden.“

Wie würde Erdogan auf diese Schlagzeile reagieren? “Mission completed!”

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