Wo sind die 70 Milliarden TL geblieben?

Nach dem großen Erdbeben vom 17. August 1999 in der Türkei, führte man die Erdbebensteuer ein. Damit sollten die finanziellen Schäden der vom Erdbeben betroffenen Bevölkerung gemildert werden. Wir schreiben das Jahr 2019, also 20 Jahre danach, fragt man sich: “Wo sind die Gelder geblieben?” Es sollen mittlerweile an die 70 Mrd. TL sein. Selbst bei dem derzeit schlechten Euro-Kurs über 10 Milliarden Euro.

Es gab bis zu den letzten Parlamentswahlen den Minister Mehmet Şimşek. Ich hatte ihn als den weißen Elefanten in der AKP ausgemacht. Da ich gerne zwischen den Zeilen lese, wusste ich, dass er ab und zu von der AKP Linie abweichte und die Wahrheit* sprach.

Auf die obige Frage, was den mit den Erdbeben-Milliarden geworden ist, schweigt man heutzutage. Dabei vergisst die AKP, dass Şimşek schon 2011 darauf geantwortet hatte.

Er sagte: “Es ist weltweit unüblich, dass für einen bestimmten Zweck gesammelten Gelder, auch nicht zweckgebunden ausgegeben werden. Mit dem Geld wurde in Autobahnen, Gesundheits- und Bildungswesen und für die Schiene investiert.” Nun gut, das kennt man in Deutschland mit dem Solidaritätszuschlag.

Ärgerlich ist z.B., dass 2,6 Millionen Bauern gestern mit nur 2,9 Milliarden TL, Diesel- und Düngemittelzuschuss abgespeist wurden (pro Bauer 185 Euro) und auf der anderen Seite Gelder, die für die Erdbebenopfer gesammelt wurden, für andere Dinge ausgegeben werden.

(*) Şimşek gab mal die Arbeitslosenzahlen bekannt. Die Pressekonferenz dauerte ca. 50 Minuten. Mitten drin sagte er, ohne Zusammenhang, dass die junge Bevölkerung keine Chance für die Türkei wäre, sondern ein Negativum, zumal man diesen nicht die entsprechenden Arbeitsplätze bieten könne.” In den letzten Monaten seiner Dienstzeit wich er noch krasser von der AKP Linie ab und bekam als britischer Staatsbürger einen gut dotierten Job in der Finanzbranche.

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