Türkei: Sie war erst zwölf – Täter geständig, aber Fall blieb ungesühnt
Heute möchte ich Euch aus dem Leben einer mutigen Frau berichten, die heute in Deutschland lebt und eigentlich nur zwölf Jahre alt wurde.
Über eine Freundin habe ich Songül kennengelernt. Eine herzzerreißende Geschichte für unsereins, aber eine, die Songül damals fast aus dem Leben gerissen hat. Sie lebte damals mit ihrer Mutter in der Türkei, in Serik, nahe Antalya. Aus finanziellen Nöten heraus, musste sie mit 12 Jahren die Schule verlassen. Sie fing an, in einem Supermarkt zu arbeiten und schon war sie im Fokus des 25 jährigen Sohn des Ladeninhabers.
Mit der Zwölfjährigen passieren schlimme Dinge. Es dauert nicht lange und sie wird vergewaltigt. Das dauert über mehrere Jahre an. Fortan wird sie vom Peiniger in der Öffentlichkeit als leichtes Mädchen beschrieben. Das veranlasst Männer, die ihr Vater sein könnten, ebenfalls zu Dingen, die man mit einer Zwölfjährigen gefälligst nicht tun sollte. Sie erleidet körperliche und seelische Folter über Jahre. Als sie dann mit 15 Jahren schwanger wird, beschließt sie das Kind auszutragen. Das Kind beschließt das Kind auszutragen, als Schutz auch, damit die körperliche Tortur wenigsten in der Zeit der Schwangerschaft und darüberhinaus, aufhört. Zwischenzeitig startet sie Versuche, gegen die Familie des Peinigers gerichtlich vorzugehen. Jedoch ist die Familie in der Gegend zu mächtig und sorgt dafür, dass alles unter den Tisch gekehrt wird.
Das Leiden von Songül findet kein Ende. Der Peiniger weigert sich die Vaterschaft anzuerkennen. Es kommt aber noch schlimmer. Der Onkel des Peinigers bietet sich als Vermittler an und vergewaltigt Songül abermals. Zu der Zeit ist Songül im sechsten Monat schwanger.
Um ihr Neugeborenes zu ernähren, kellnert sie in einem Hotel-Restaurant. Dort lernt sie den späteren deutschen Ehemann kennen.
In Deutschland angekommen, O-Ton Songül: „Auf einmal merkte ich, dass eine Frau was wert ist und Rechte hat. Nun hat sie ein Ziel vor den Augen, sie möchte die Familie des Peinigers zur Rechenschaft ziehen, die ihr die Kindheit und eigentlich das Leben gestohlen haben.
In Deutschland arbeitet sie sich hoch und wird eine erfolgreiche und angesehene Geschäftsfrau.
Sie schafft es in der Türkei, in eine populäre Fernsehsendung, ähnlich Akte XY. Nach zwei Sendungen, bevor es für die Peiniger-Familie eng werden könnte, wird sie ausgeladen. Dabei standen die Chancen für eine Klage gut, zumal über die Sendung sich Zeugen meldeten.
Es kommt noch schlimmer. In den sozialen Medien wird verbreitet, dass Songül über die Sendung berühmt werden und Geld machen wollte. Dabei möchte sie nur Gerechtigkeit. Wer geht schon in die Öffentlichkeit und berichtet, wie sie vergewaltigt wurde.
Songül (43) hat Krebs. Auch dagegen kämpft sie an. Großartig finde ich, dass ihre beiden Kinder ihr beistehen und sie in ihrem Kampf gegen die Krankheit, aber auch in Ihrem Kampf für Gerechtigkeit, unterstützen. Die Geschichte veröffentliche ich mit ihrem Einverständnis, denn sie sucht Menschen, die ihr auf dem Rechtsweg in der Türkei, behilflich sind.
Damit kein falscher Eindruck entsteht, sie braucht keine finanzielle Unterstützung, denn sie ist gut versorgt. Sie möchte nur Gerechtigkeit. Ihr Hilfeschrei wird jeden Tag lauter, obwohl sie, wegen der Krankheit, immer leiser wird. Sie möchte diese Angelegenheit zu Ende führen, bevor sie gehen muss.
Es existiert ein DNA Test. Der Vergewaltiger ist der Vater und soll auch gestanden haben, nur die Vaterschaft möchte er nicht anerkennen. Er genießt das Leben.
„Ich möchte nicht sterben, bevor mir Gerechtigkeit widerfährt!“ sagt sie. In der Türkei ist die sexuelle Misshandlung der Kinder, derzeit eher ein Kavaliersdelikt, zumal vor Gericht jedes Mal so dargestellt wird, als hätte das Mädchen selber eingewilligt.
Jetzt müssen wir im Fall von Songül einen Weg finden, damit dieser Mann seine gerechte Strafe erhält.