Türkei: Gearbeitet wird auch noch

Ich rede von der Bürotätigkeit und möchte auf keinem Fall denen nahe treten, die wirklich hart schuften müssen. Die meisten Menschen in den türkischen Büros sind unterlastet. Die Türkischstämmigen aus Deutschland, die in der Türkei arbeiten, sowieso. Selten wird ihr können abgerufen und die meisten verkaufen sich unter Wert.

In 30 Jahren Business zwischen der Türkei und Deutschland beobachtete ich berufsbedingt und aus gesunder Neugier heraus, was um mich herum passierte. Ich finde es ist sensationell, mit welchen (unnötig) vielen Mitarbeitern die Unternehmen ausgestattet sind.

Arbeit kann Schmerzen verursachen, wenn man die Zeit totschlagen muss

Diese Menschen leiden, ohne dass sie es merken. Es ist für sie doppelt schwer. Auf der einen Seite müssen sie so tun als würden sie arbeiten, damit der Chef nichts merkt, dass sie in der Firma eigentlich überflüssig sind und auf der anderen Seite müssen sie sehen, dass sie unbemerkt im Internet surfen und/oder rumtelefonieren. Echt hartes Brot. Das kann schnell zu einem Burnout Syndrom führen.

Der BKM (Bankalararasi Kart Merkezi) sind 80% der Kreditkarten herausgebenden Banken angeschlossen. Somit arbeitet die BKM praktisch mit allen E-Commerce-Portalen zusammen und registriert das Käuferverhalten ziemlich genau. Laut BKM wird heute jeder dritte Online-Einkauf in der Türkei, über ein Smartphone erledigt.

Jetzt kommt es!

Die meisten Käufe werden Werktags zwischen 11-12 und 14-16 Uhr getätigt. Man beachte bitte, dass die Arbeitenden bis 11 Uhr eine Vorlaufzeit benötigen, damit sie wach werden. Sonst würden sie wahrscheinlich eher surfen. Ausgehend davon, dass die Mittagspausen in der Regel in das Zeitfenster zwischen 12 und 13:30 fallen, kann man feststellen, dass die Menschen sich nur in der Mittagspause korrekt verhalten.

In der Mittagspause werden die Regeln eingehalten.

Sie Essen und Trinken aber tätigen keine Einkäufe. Dafür ist ja die Zeit während der Arbeit da. Laut BKM werden diese Einkäufe zu 40% von Menschen zwischen 31 und 40 Jahre getätigt. 37% kaufen auf Raten und der Rest durch Einmalzahlung.

In der Warteschleife am Telefon müsste es heißen: “Bitten nicht warten, bitte nicht warten, bitte nicht …”

Diese Zahlen belegen auch, warum ich bei meinen Anrufen nie an die richtige Stelle weiter verbunden wurde, warum sich niemand zurückmeldete, warum meine E-Mails nicht beantwortet wurden… Ich störte diese Menschen nämlich beim Einkaufen oder Surfen im Internet.

Was war vor dem Internetzeitalter?

Da war die Situation nicht anders. Nur die wenigsten haben mit vollen Einsatz gearbeitet. So gesehen, muss das Arbeitsleben eines Türken früher noch härter gewesen sein. So ohne Internet.

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