Die Betrugs AG – Üçkağıt Anonim Şirketi

Logisch gedacht, ist halb gewonnen. Immer wieder erscheinen in den parallel geschalteten Medien der Türkei, aber mittlerweile auch bei denen, die man nicht zu denen zählt, Meldungen, dass Deutschland scharenweise Arbeiter aus der Türkei aufnehmen wird.

Als es das letzte Mal um die Pflegekräfte ging, konnte man fast daran glauben, denn schließlich herrscht Mangel an Pflegekräften, in Deutschland. Sicher können Krankenschwestern aus der Türkei, die die Bologna-Kriterien erfüllen und Deutsch können, sich Chancen ausrechnen, in Deutschland zu arbeiten. Die Bologna-Kriterien erfüllen in der Türkei nur die Absolventen der Akdeniz Üniversitesi in Antalya.

Ich hatte schon mal geschrieben, dass ich damit befasst war. Die deutschen Konsulate sagen, Deutsch soll der KandidatIn in der Türkei lernen, dafür muss die Person nicht erst nach Deutschland einreisen. Schon sind es einige BewerberInnen weniger. Warum das so ist, kann man nur deuten. Evtl. denken die BewerberInnen, einmal in Deutschland, wird es schon gutgehen.

Wir haben den Kandidaten Deutsch-Intensivkurse angeboten, die sechs Monate dauern sollten. Nur bis zum Kursbeginn hatten die wenigen Interessenten alle abgesagt.

Dass es nur wenige BewerberInnen, dabei sprechen wir ausschließlich von Bewerberinnen, weil es um Krankenschwester und um Absolventen der o.g. Uni geht. Die Eltern wollten nicht, dass die Töchter alleine sich nach D machen und wenn sie verheiratet waren, gab es andere Hinderungsgründe, dass wir nicht zusammenfanden.

Würde ich in betrügerischer Absicht agieren, müsste ich nur dieses eine Geschäft machen und ich müsste nicht mehr arbeiten. Würde ich inserieren, dass ich Fünftausend Krankenschwestern, mit 3.000 EUR Gehalt nach D mitnehme, gäbe es bestimmt fünfzigtausend Bewerberinnen. Leider muss am Anfang immer eine Antrags- und Bearbeitungsgebühr bezahlt werden. Was nehmen wir dafür? Sagen wir 500 EUR. Die Sache muss noch gepuscht und glaubhaft rübergebracht werden. Am besten über TV Sender. Also halten wir eine Pressekonferenz ab und erscheinen dabei ziemlich professionell, so als ob es einen wahren Hintergrund hätte.

Sind die Gelder erst einmal eingetütet, gibt es tausende von Gründen, warum so eine Arbeitsvermittlung nicht klappt. Am einfachsten dürfte es sein, die Prüfungen zu den Deutschkursen so schwierig zu machen, dass keiner der Teilnehmer besteht. Dann würde man legal aus dem Betrug rauskommen, sozusagen den Betrug legalisieren.

In der Regel ist es aber so, dass die Organisatoren nicht die Ruhe und Muße haben, die Angelegenheit irgendwie abzuschließen. Sie setzen sich ins Ausland ab.

Dieser Tage laufen wieder Meldungen, dass sogar ungelernte nach Deutschland dürfen. Hallelujah, was muss das für ein Schlaraffenland sein, der die eigenen Arbeitslosen links liegen lässt und ArbeiterInnen aus der Türkei holt. Es gibt so viele Länder, aber nein, es müssen türkische ArbeiterInnen sein.

Es gibt auch Unternehmen, die Aufenthaltserlaubnisse in Deutschland sogar garantieren. Es gibt Informationstage in türkischen Städten, wo die Menschen in Scharen hingehen, die sich ein Leben in Deutschland erhoffen. Oft wird sogar die Stadt genannt, wo es hingehen soll.

Ich möchte jetzt nicht als unmöglich herausstellen, denn es gibt diese Möglichkeit sicher, dass man Geld hinlegt und irgendwie geht’s. Aber doch nicht für Hunderte und Tausende von Menschen.

Ich könnte jetzt im Fernsehen eine Dauerwerbesendung über 24 Stunden laufen lassen, dass das alles Betrug ist. Würde nichts nützen. Wenn die Menschen glauben wollen, glauben sie. No way!

Heute am 29.11.2018 folgende Erklärung der deutschen Botschaft in Ankara:

Zu jüngsten Presseberichten über eine angebliche Rekrutierung türkischer Fachkräfte erklärt die Deutsche Botschaft Ankara

Absprachen zwischen dem Unternehmen OBM und der Bundesregierung über die Rekrutierung türkischer Fachkräfte existieren nicht. Auch hat die Bundesregierung mit der türkischen Regierung kein spezielles Anwerbeprogramm für die in der Presseberichterstattung genannten Berufsgruppen zwecks Arbeitsaufnahme in Deutschland abgeschlossen.

Fachkräfte mit qualifizierter Berufsausbildung sind in einigen Bereichen von Deutschlands Wirtschaft gefragt. Das Informationsportal der Bundesregierung „Make-it-in-Germany“ informiert über die Möglichkeiten (http://www.make-it-in-germany.info.tr).

Für die Beantragung von Visa und Arbeitserlaubnissen in Deutschland gelten die bestehenden Regelungen unverändert fort. Sie sind unter https://tuerkei.diplo.de/…/05-VisaEinreise/-/1513848abrufbar.

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