Türkei: Die Verrenkungen der türkischen Hersteller

Der Konkurrenzkampf auf dem Inlandsmarkt der Türkei läuft derzeit nur über den Preis. Günstiger, immer günstiger, heißt das Motto, denn sonst bleibt der Produzent auf der Ware sitzen.

Die günstigen Preise anzubieten ist dabei ein Problem. Auf der Herstellerseite sind die Preise von 2017 auf 2018 bald um 100% gestiegen, z.B. bei den Wandfarben, beim Zement sind es netto 35% und bei Textil 15-25%.

Die teuersten Posten bilden für die Unternehmen, die Rohstoffe, Energie- und Personalkosten. Besonders die Import lastigen Unternehmen, versuchen die Preissteigerungen zu kompensieren, in dem sie auf ihre Gewinne verzichten. Das haben sie aber schon 2017 gemacht und ein weiteres Jahr dieses durchzustehen, wird wohl nicht ganz leicht werden, wenn überhaupt möglich.

Welche Preissteigerungen wären nötig?

Der türkische Ableger des Capital-Magazins hat in der Türkei 15 Branchen unter die Lupe genommen und ermittelte, wie hoch die Preissteigerungen in diesem Jahr sein müssten. Die Lebensnotwendigen Steigerungen bewegen sich zwischen 7 und 80 Prozent.

Die Kosten steigen unaufhörlich

Auch wenn nicht so viel wie nötig, so müssen die Unternehmen auf die Preistube drücken. Anders können sie unmöglich überleben. Die Einzelhändler drücken außerdem die Mietkosten. Der CFO des Lederproduzenten Desa Ayhan Diribas sagte, dass auch Mietsteigerungen seitens der EKZ’s allein durch den Wertverlust der türkischen Lira gegenüber dem Euro eine Verteuerung der Miete von 21,75% hinter sich zogen. Der CFO von Betek Boya Gökhan Güner sagte, dass die Preise bei der Herstellung von Wandfarben und Lacke von 2016 auf 2017 130% betrugen. Davon hätte man nur 50% an den Kunden weitergeben können.

Die Milchpreise sind seit August 2017 gleich drei Mal gestiegen.

Energiepreise sind der Motor der Verteuerungen

Wenn man z.B. die Zementindustrie anschaut, so zahlten diese für Kohle letztes Jahr noch 50 USD/Tonne und dieses Jahr 105 USD/Tonne.

Im Idealfall müssten die die Preissteigerungen, um den Fortbestand der Unternehmung zu garantieren, an die Kundschaft weitergegeben werden. Das ist aber nicht umsetzbar.

Warum die Preise nicht entsprechend erhöht werden können?

Der Markt steht still. Der Konsum stagniert und macht Preissteigerungen unmöglich. Einige Marken allerdings geben die Preissteigerungen allmählich in kleinen Schritten an den Markt weiter. So wollen sie erreichen, dass sie später z.B. nicht eine 100%ige Steigerung auf einmal verkünden müssen.

Die namhaften Produzenten haben noch ein zusätzliches Problem im Gepäck

Um nicht hinter den internationalen Standards zurückzubleiben, investieren die großen Marken ständig weiter und gehen mit den geforderten Weltstandards. Neue Investitionen bedeuten aber auch neue Kapazitäten. Nur, der Export läuft nicht so wie gewollt, also sehen sie zu, wie sie die Ware im Inland absetzen und das geht wiederum nur über den Preis.

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