Ich muss gegen Herrn Erdogan nicht mehr ankämpfen

In der Zukunft kann es in der Türkei durchaus viel friedvoller zugehen als gedacht. Stimmt, am Wahlabend hatte ich mich über die Wahlen, die nicht stattgefunden haben, geärgert. Es war eine Variante, mit der man nicht gerechnet hatte. Während die Stimmzettel noch gezählt wurden, erklärte sich Herr Erdogan zum Sieger, mit der Folge, dass seine Fans auf die Straße gingen, in die Luft schossen und feierten.

Ab diesem Zeitpunkt wurde es für die Opposition unmöglich dagegen zu agieren. Jede Handlung, oder der Versuch nach der Wahrheit zu rufen, hätte einen Bürgerkrieg, oder zumindest Unruhen und Tote mit sich gebracht. Wer wäre zum Schuldigen erklärt? Die Opposition.

Mit zwei Tagen Abstand möchte ich feststellen, dass ich erleichtert bin. Endlich vorbei!

Ich werde Herrn Erdogan und alle, die Unrecht tun, weiter kritisieren, aber gegen ihn ankämpfen muss ich nicht mehr. Die demokratischen Mittel ihn vom Sockel zu stoßen, gibt es nicht mehr und hat es früher auch nur theoretisch gegeben, waren aber praktisch nicht umsetzbar, wie wir am Sonntag gesehen haben.

Die Türkei ist eine Bildungswüste geworden in den letzten 16 Jahren und das wird weiter fortgesetzt werden. Das Heer der Arbeitslosen ohne Ausbildung ist mit den syrischen Flüchtlingen zusammen sehr groß. Ein schier unlösbares Problem für Herrn Erdogan. Er wird es solange schönreden können, bis die Menschen es ihm selber mitteilen, dass es nicht mehr geht.

Neben dem Bildungs- und Arbeitslosenproblem ist da noch die immer stärker werdende Importabhängigkeit. Auch dieses Problem zu lösen ist kaum möglich und wenn man es wollte, sehr langwierig.

Was aber Herrn Erdogan angeht, bin ich voller Hoffnung, dass er jetzt ruhiger wird und gute Dinge tut. Das er vieles im Gepäck hat, wofür er sich hätte verantworten müssen, wissen wir. Das war auch der Grund, dass ein gewaltiger Druck auf ihn lastete. Gewinnen oder das Land verlassen, ene dritte Möglichkeit gab es nicht. Jetzt ist er aber von diesem Druck komplett befreit. Bekommt er die wirtschaftlichen Probleme in den Griff, so könnte es richtig friedlich zugehen in der Türkei.

Wo ich jetzt am liebsten wäre? Ich wäre gern ein Abgeordneter des türkischen Parlaments. So richtig mal 5 Jahre Urlaub machen. Das Parlament hat keinerlei Funktionen mehr. Gerade wird ein Team von 500 Personen gebildet, die mit Herrn Erdogan das Land nach Lust und Laune regieren, oder besser gesagt, verwalten sollen. Kein einziger von denen ist aus dem Parlament. So ist das in den Demokratien.

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