Der türkische Unternehmer muss und möchte investieren

Die Ostertage taten gut, denn ich fand die Zeit mit vielen Unternehmern aus der Türkei zu sprechen und deren Puls zu fühlen.

Ich glaube nichts ist schwieriger als heutzutage Unternehmer in der Türkei zu sein. Besonders, wenn man im produzierenden Gewerbe aktiv ist.

Die Bandbreite der Meinungen und Vorhaben einzelner Unternehmer ist groß, jedoch eines muss man festhalten, die Bekanntgabe des Wachstums der Wirtschaft von 7,4% in 2017, scheint viele, trotz der schwankenden und zumeist steigenden Devisenkurse und anderer Missstände, angestachelt zu haben.

Ich möchte von denen erzählen, die ihre Betriebe durch diese schwierige Zeit hindurch manövrieren versuchen und durchaus frohen Mutes sind das tun zu können, wenn der Staat die entsprechenden Grundlagen schafft und diese auch reibungslos umsetzt.

Viele sehen die Chance im Wachstum und neuen Investitionen. Die Industrie hat derzeit eine Auslastung von 85% und darauf kann man bauen, wenn man den die Finanzierung dafür bekommt. Da scheint der Wurm zu stecken. „Wir beantragen bei unserer Hausbank die Finanzierung. Unter der Auflage, dass die KGF (Kreditbürgschaftsfonds) die Bürgschaft übernimmt, machen sie uns ein Angebot. Wir gehen damit auf die KGF zu, nur dieser sagt, die Kreditzinsen der Bank wären zu hoch. Wir verhandeln nach und reichen unseren Antrag neu ein und nichts passiert.“ 400.000 Unternehmen, zumeist die der Produzierenden und Exportierenden Branchen bekamen im letzten Jahr eine Bürgschaft von der KGF. Die KGF soll für 2% des Wachstums von 7,4% in 2017 verantwortlich sein, hat man errechnet.

Die türkische Industrie muss nach der langen Pause, um den Anschluss nicht zu verlieren, neu investieren. Dazu sind die Unternehmer auch bereit, nur das Finanzierungsproblem ist schwer zu überwinden.

Würde man das Finanzierungsproblem in den Griff bekommen, könnten die nächsten Wachstumszahlen, nicht nur auf die Baubranche und Staatsausgaben, sondern auf Produktion basierend realisiert werden.

Ali Kopuz Präsident der ISTIB (Handelsbörse Istanbul) sagt, dass sehr viele Betriebe aus den verschiedensten Entscheidungen und Gründen heraus schließen mussten. Viele, denen es noch gut ging, hätten ihre Betriebe geschlossen und wären in die Baubranche eingestiegen. Das hätte dazu geführt, dass die Kapazitäten in allen Branchen gesunken seien, was den Vorteil hatte, dass die verbliebenen immer höhere Kapazitätsauslastungen hatten, manchmal über 90%. Jetzt gilt es diese zu stärken. Die Verbliebenen müssen investieren.

Wenn man in die Bilanzen der Top 500 Unternehmen schaut, sieht man, dass verstärkt über Fremdfinanzierung investiert wurde. Die eigenen Mittel blieben unangetastet.

Die KGF übernahm im letzten Jahr 218 Milliarden TL an Bürgschaften und hielt die türkische Wirtschaft am Leben. Wie effektiv die Kredite eingesetzt wurden und ob es nur dazu benutzt wurde Altlasten abzubauen um einmal durchzuatmen, wird man in naher Zukunft sehen können.

Der Knackpunkt!

Die türkischen Produkte bestehen zu 82% aus Importteilen (Halbfertigerzeugnisse, Teile, Rohstoffe etc.). Bei immer schwacher werdender türkischen Lira verteuern sich die Importe ständig und fressen die Marge weg. Hinzu kommt, dass die produzierten Produkte kaum Mehrwert haben und über den günstigeren Preis verkauft werden müssen. Wie der hohe Importanteil durch türkische Teile ersetzt werden kann, dafür gibt es keinen Plan. Auch ist es eine recht langwierige Sache, dieses zu realisieren, wenn man es denn angehen würde. Das wird aber sicher nicht passieren. Dazu müssten von Grund auf neue Investitionen her, zu der sich bei dieser geopolitischen Konstellation und der 2019 bevorstehenden Wahlen im Lande, niemand trauen würde.

 

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