Türkei – Warum man, wenn es geht, eine Firma alleine gründen sollte

Damals in Deutschland, sagte mein griechischer Freund Pedros P., sein Großvater hätte ihm gesagt, er solle auf keinem Fall mit Griechen Geschäftspartnerschaften eingehen.

Wie seltsam, mein Großvater sagte das auch, nein, er meinte nicht die Griechen, sondern die Türken. So wie man aus diesen zwei Aussagen entnehmen kann, scheint die Partnerschaft, wenn es um Geld geht, auf wackligen Füßen zu stehen und das weltweit.

„Wissen Sie, wenn mich mein Partner nicht betrogen hätte, wäre ich heute ganz woanders.“

Wie oft habe ich solche Sätze hören müssen. Immer scheint der Partner schuld gewesen zu sein und immer scheine ich dem zu begegnen, der kein Schuld am Scheitern trägt.

Da stimmt doch was nicht!

In der Türkei musste ich immer feststellen, dass die meisten Partnerschaften eigentlich unnötig sind. Schließlich müssen sich die Partner, in irgendeiner Art und Weise ergänzen. Wie hat Albert Einstein gesagt: „Wenn zwei das Gleiche tun, ist einer zu viel.“ So ist es auch.

Niemals einen zum Geschäftspartner nehmen und von ihm den Anteil am bezahlten Kapital verlangen und ihn glauben lassen, dass somit die Partnerschaft besiegelt wurde.

Beispiel: Das Unternehmen hat ein eingezahltes Kapital von 10.000 TL. Sie nehmen einen Partner rein, der sich zu 40% an der Unternehmung beteiligt. Dieser tut dann 4.000 TL bei und denkt, dass es das war. Wenn Sie das auch denken, haben Sie die Arschkarte gezogen. Etwas zeitversetzt auch Ihr neuer Geschäftspartner. Sollen all die Kosten von diesem Mini-Betrag aufgefangen werden? Geht nicht!

Die, nach meinem Empfinden zweithäufigste Situation ist, dass Sie sich keinen Mitarbeiter leisten können, denn Sie dringend nötig hätten. Stattdessen nehmen Sie einen neuen Partner rein. Warum teilen, wo Sie doch selber nichts haben? Machen Sie mit dem neuen MitarbeiterIn am besten einen Zusatzvertrag mit den Konditionen, die tragbar bzw. realisierbar sind. Die Karten auf dem Tisch, bevor es nachher zum großen Krach kommt.

Schon bei der Gründung bzw. beim Neueinstieg des Partners müssen Klauseln in den Vertrag rein, die die Auflösung der Partnerschaft bzw. Verkauf von Anteilen genauestens regeln. So beugen Sie späteren Missverständnissen vor.

In der Regel, zumindest in der Türkei, geht man mit Freunden gerne Geschäftspartnerschaften ein. Man spricht sich gegenseitig Mut zu und bestärkt sich im Handeln. Das Wunschdenken, dass bei einer Trennung vom Geschäftspartnerfreund, die Freundschaft erhalten bleibt, ist ein Irrglaube. Damit endet auch die Freundschaft. Wenn man sieht, wie gut die Rechtsanwälte beschäftigt sind, kann man auch sagen, dass es der Beginn der Feindschaft ist.

„Wir sind gute Freunde, deshalb machen wir 50/50“ funktioniert ganz selten. Eher gibt es Ausnahmen, wo das tatsächlich funktioniert. Einer muss der Boss sein. 51%, also dieses 1%, die man mehr besitzt, kann das funktionieren der Unternehmung besser gewehrleisten als eine Pattsituation der Stimmen, bei Entscheidungen.

Der Hauptfehler beim Start einer Unternehmung in der Türkei ist das Fehlen eines Businessplans. Eigentlich macht man einen Businessplan nur dann, wenn man auf Fördermittel spekuliert.

Die Idee und die Überzeugung, dass es mit dem Teufel zugehen müsste, damit es nicht funktioniert, ist die Nahrung, von dem die Partner zehren. Oft ist es die falsche Einschätzung des Bedarfs für die Dienstleistung bzw. Produkt.

Wie oft musste ich erleben, dass die Initiatoren, Netto- und Bruttopreise durcheinander schmissen und so kalkulierten. Eigentlich war es ein grobes Überschlagen mit falschen Zahlen und Maßeinheiten, unter Auslassung wichtigster Beträge und Positionen, welches man dann am Ende doch noch Kalkulation nannte.

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