Grundschulabschlussfeier ohne Alkohol. Das gehört sich nicht !

Wer Kinder hat, muss hart kämpfen in der Türkei. Natürlich ausgehend davon, dass man das Geld gestapelt da liegen hat.

Der Leidensweg des Kindes und die der Eltern fängt schon früh an. Sobald das Kind zwei Jahre alt ist geht es schon los. Die Kinder gehen ein “Kreş”, wie es im türkischen heißt (aus dem Englischen ‘Creche’).

Die Auswahl ist nicht leicht. Viele rühmen sich damit, ausländischen Erziehungsmethoden anzuwenden. Wie gut oder wie schlecht, erfährt man nie. Kostenpunkt; 1.000 – 3.000 TL/Monat (330 – 1.000 EUR/Monat). Hinzu kommt, dass dieser Kreş selten um die Ecke ist. Also muss man auch für den Shuttle bezahlen, der die Kinder zuhause abholt und in die Schule bringt und umgekehrt. Das kostet auch, je nach Distanz zwischen 100 und 150 EUR/Monat. Nicht zu vergessen die vielen Vorführungen der Kiddies zu besonderen Tagen. Immer müssen irgendwelche Utensilien und Kostüme gekauft werden.

Der Übergang von Kreş zum Kindergarten ist nahtlos. Einzig, was sich ändert, ist der Preis. Man zahlt halt mehr.

Schon steht die Grundschule bevor. Die Auswahl an Schulen ist noch reichhaltiger als bei den Kindergärten. Welche Schule dabei besser ist, kann man schwerlich sagen. Schließlich führt ein Klassenlehrer/in die Klasse 4 Jahr lang. Also fängt man an sich über mehrere Schienen Auskunft einzuholen, wie der Lehrer so drauf ist. Das geht soweit (mit eigenen Augen gesehen), dass man einen befreundeten Bankdirektor fragt, ob die Klassenlehrerin Geldsorgen hat und dadurch abgelenkt sein kann. Da der Datenschutz nicht funktioniert, erfährt man alles.

Noch eines habe ich persönlich erlebt. Beim zweiten Zusammentreffen der Eltern in der Klasse meines Sohnes, hatten sich einige wohl schon vorher unterhalten, dass man der Lehrerin ein Papier vorlegen sollte, die sie verpflichtet, 4 Jahre lang nicht schwanger zu werden.

Ja, ja, so sind die Türken. Was tut man nicht für die Kinder, damit sie den miserablen Lehrstoff der Türkei in Privatschulen eingetrichtert bekommen.

Für die Kinder bleibt es, genauso wie für die Eltern, weiter schwierig. Im Jahr muss man in den Metropolen locker 15- 30.000 Euro im Jahr pro Kind bereit haben. So erlebt man keine bösen Überraschungen.

Diesen Betrag muss man mit 12 multiplizieren, bis es dann mit der Uni losgeht. Übrigens, ab der 6. Klasse müssen die Kinder, weil sie die Wochenenden frei haben, auch beschäftigt werden. Sie besuchen an den Wochenenden Kurse zur Aufnahme in das Gymnasium (9.-12. Klasse). Auch danach müssen die Kurse weiter besucht werden. Die Kinder lernen den Lehrstoff zumeist nicht in der Schule sondern zuhause, oder eben halt in solchen Nachhilfekursen. Die Nachhilfekurse sind ein ‘Muss’ zumal die Aufnahme zur Universität ebenfalls über eine Aufnahmeprüfung führt.

Wie ich heute dazu kam, über dieses Thema zu schreiben, ist ebenfalls eine Situation, wo man sich am Kopf fassen muss.

Mein Sohn beendet die 4. Klasse und somit die Grundschule. Viel hat er nicht gelernt und muss auch nicht. Sitzenbleiben gibt es in der Türkei nicht mehr. Man muss echt kreativ veranlagt sein, wenn man sitzenbleiben möchte.

Die Abschlussfeier steht an. Schon geht es los. In der 24köpfigen Klasse haben sich zwei Elterngruppen gebildet. Die einen wollen in der Schule feiern, die anderen sagen; “Das muss außerhalb der Schule sein. Was ist schon eine Feier ohne Alkohol”. Da sind wieder diese tollen Eltern. Schon wieder haben sie vergessen, dass die Abschlussfeier für die Kinder war.

Übrigens sollen die Kinder Talare und Doktorhüte anziehen. Das ist völlig normal, schließlich ist das die Abschlussfeier der Grundschule. 🙂

Ich sage ja, da fehlen einem die Worte. Momentan sind die Gruppenführer der jeweiligen Elterngruppen dabei Lobbyarbeit zu betreiben. Man telefoniert mit den Eltern und erzählt, warum der eigene Standpunkt der bessere ist.

Ich wollte das alles mal erwähnt haben, damit die Deutschtürken sich in Deutschland wohlfühlen.

 

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