“Was sagen Sie zu der türkischen Wirtschaft und wie finden Sie Istanbul ?

Als ich mal heute die Zeitungen der einen und der anderen Seite ansah, verdrehte sich mir wieder der Magen.

Wie können sogenannte Journalisten, von heute auf morgen, nur weil die Zeitung verkauft worden ist, nach den Vorgaben der Mediengruppe schreiben. Die Wahrheiten werden nicht gesehen, verdreht oder tot geschwiegen.

Es gibt nur einige wenige gute Journalisten in der Türkei, die sich trauen, die Wahrheit zu schreiben. Welche diese sind weiß ich aber nicht. Sicher wird es sie geben.

Ansonsten staune ich über einige Bekannte, die ihre Scheinwelt, vorgegeben vom Chef, als Realität verkaufen und auch schon selber daran glauben.

Dabei erinnerte ich mich an eine Begebenheit. Als ich ein Schweizer Softwarehaus (Weltmarktführer in der Sparte) mit dem türkischen lokalen Partner zusammenführte, hatten wir ein Finanzguru aus der Schweiz in die Türkei eingeladen. Er hielt ein Vortrag vor Bankenvorständen über Privat Banking.

Am Vortag gab es eine Pressekonferenz. Da der bestellte Übersetzer nicht kam, musste ich einspringen. An die 10 Journalisten waren gekommen. Da es um ein Wirtschaftsthema ging, konnte man annehmen, dass sie Wirtschaftsjournalisten waren (die gibt es ganz sicher auch in der Türkei).

Ich : “Erste Frage bitte !”

Sogenannte Journalisten zeigten auf, die erste Frage stellen zu dürfen : “Herr Walliser, wie finden Sie Istanbul”.

Walliser : “Die Antwort kennen Sie sicher selber auch, aber da Sie diesen anscheinend von mir hören wollen : Eine imposante Stadt, in die ich immer wieder gerne, auch privat, komme”.

Eine Zeit lang herrschte Stille, da wahrscheinlich alle die aufzeigten, diese eine Frage stellen wollten.

Sogenannte Journalist : “Was sagen Sie zu der türkischen Wirtschaft ?” (Wir hatten 2008 und die türkischen Wirtschaftszahlen waren in Ordnung).

Walliser : “Da ich für meine Investoren keine Empfehlungen Richtung Türkei ausspreche, befasse ich mich dadurch nicht so genau mit der Türkei, was aber in den Zeitungen steht, verheißt Gutes”.

Ich : “Weitere Fragen ?”  … Das Schweigen der Lämmer.

Walliser : “Dann stelle ich mal eine Frage : Wissen Sie überhaupt, warum ich in der Türkei bin und  was ich von Beruf bin ? Werden die türkischen Journalisten entlassen, wenn sie 23-24 Jahre alt werden ?”

Ich übersetze… Gelächter….   Peinlich !

Am nächsten Tag steht in allen Zeitungen die Pressemitteilung, die wir herausgaben 1:1 gedruckt.

 

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