Alanya für Anfänger

alaie

Atatürk hat die Stadt 1933 in Alanya umbenannt. Davor hieß die Stadt Alaiye.

Wie bei dem Werbeslogan des deutschen Versicherers : “Im Zeichen der Burg” könnte man Alanya bezeichnen. Burg von Alanya (UNESCO Weltkulturerbe) und das Rote Turm, daran angeschlossen, bilden das Wahrzeichen von Alanya. Hätte die Landzunge (siehe Foto) nicht existiert, würde die Küste wie eine gerade Linie weiterlaufen. Sicher wäre dann Alanya kaum bekannt geworden, denn so hätte man die Burg wahrscheinlich erst gar nicht gebaut. Die Burg und die Mauern sind keine Ruine und bis heute voll erhalten. Kleine Cafes und Restaurants an der Mauer entlang werden Ihnen gefallen.

Die Deutschen waren eigentlich daran schuld, dass Alanya ein Tourismus-Hochburg wurde. Die ersten barbusigen Damen aus Deutschland kamen nämlich zuerst nach Alanya. Danach wurden die Orangen- und Bananenplantagen zu Häusern und Hotels umgewandelt. Noch heute sagt ein Alanyaner zum anderen : “Ich habe meine Bananenplantage gewechselt.” Das ‘Wechseln’ hier ist im Sinne des Devisenumtausches zu verstehen (Bananenplantage gegen Häuser).

In Alanya leben reiche Frauen. Wie überhaupt an der türkischen Riviera sind die Mädels der Familien wohlhabender als die Brüder. Der Grund ist einfach erklärt. Früher waren hier alle Bauern. Starb der Bauer, gab er das fruchtbare Land, hinter den Hügeln, den Söhnen und die Töchter bekamen das was übrig blieb am Wasser. Auch Mittelmeer genannt. 😉 Dann schickte der liebe Gott barbusige Frauen aus Deutschland daher (wenn ich mir so überlege, könnten das auch Feministinnen gewesen sein) und verhalf den Frauen zum großen Wohlstand.

Alanyaner lieben Geld. Das Kulturelle hinkt leider etwas hinterher. Witzig war es zum Opferfest. Die Tiere waren geschlachtet und wie es der Brauch ist, gibt man es den Bedürftigen. Ein Problem in Alanya ! Bedürftige, hier in Alanya ? Schließlich möchte man nicht einem das Fleisch geben, wo sich nachher rausstellt, dass der 5 Häuser hat. So fuhren bzw. fahren welche 100km weit weg, weil sie gehört haben, dass es da Bedürftige gibt.

In Alanya ist jeder zweite ein Immobilienmakler.  Nein, eigentlich ein Jeder. Deutsche, Russen und Skandinavier ziehen hier die Spitze. Die Reihenfolge ändert sich in der letzten Zeit zu Gunsten der Skandinavier. Denen scheint es momentan besser zu gehen.

Immobilienverkauf ist hier ein saisonales Geschäft. Sollte man nicht für möglich halten, denn schließlich hindert niemand einen daran das ganze Jahr über Immobilien zu verkaufen. So wie üblich eigentlich. Daran sind die Menschen selber schuld. Sie erweisen keine guten Dienste und werden deshalb nicht weiterempfohlen.  Da bleibt es nicht aus, dass der sogenannte Makler sich das Klientel immer wieder neu heranlabern bzw. beschwatzen muss. Da fällt es mir, mit meiner deutschen Art und Vorgehensweise leicht, mich davon abzuheben.

Künstler sind diese Makler dennoch. Was muss man jemandem sagen, damit er während des Urlaubs sich schnell mal ein Haus von 100.000 Euro zulegt ? Welches Zauberwort wird da gesagt, dass Touristen, die mit 200 Euro in der Tasche sich nach Alanya begeben haben, am Ende ein Haus kaufen? So hat jeder seine Geheimnisse, die er nicht preisgibt. 😉

In Alanya kann man auch gut zur Miete wohnen. Für 400-500 Euro/Monat ein 5 Zimmer Wohnung mit Swimmingpool ist immer drin. Ich würde denen, die vom Home-Office aus arbeiten, dringend empfehlen, zumindest zeitweise oder gleich dauerhaft in Alanya zu leben. Für knappe 30 Euro macht eine dreiköpfige Familie hier am Wochenmarkt den Kühlschrank voll. Ach so, die Nebenkosten bei den Mietwohnung schwanken zwischen 5 und 40 Euro (wenn Swimmingpool dabei ist). Heizungen gibt es keine. Wozu auch ?  Es wird gekühlt und geheizt per Strom. Deshalb zahlt man im Monat, im Mix mit warmen und kalten Perioden ca. 30 bis ca. 80 Euro Stromrechnung. Warmwasser wird über Solarenergie erzeugt.

Ein Tagesmarkt gibt es jeden Tag irgendwo immer. Sogar Sonntags. Überhaupt sind die Läden zumeist von 9 Uhr bis 1-2 Uhr in der Nacht immer geöffnet.

Wer eine liege vom Strandbetreiber anmietet, zahlt in der Regel 2-3 Euro. Ansonsten sind die Strände kostenlos zu benutzen. Das Nachtleben ist hier bunt und laut. Wie sollte es auch sonst sein. Das kleine 100.000 Seelen Städtchen Alanya (25% Ausländeranteil) ist eigentlich offiziell dem Distrikt Antalya angeschlossen. Ein Vorort also. Das war auch der Grund, weshalb Antalya nicht wollte, dass der kleine Flughafen von Alanya-Gazipasa ihren Betrieb aufnahm. Jetzt ist es aber seit 2 Jahren soweit. Das Mini-Airport, etwas größer als Onkel Toms Hütte, hat mittlerweile regen Flugbetrieb. SunExpress fliegt z.B. von Leipzig, Düsseldorf und Frankfurt aus Alanya direkt an.

In knappen 30 Minuten ist man im Stadtzentrum. Der Bus-Shuttle (Havas) kostet 15 TL (ca. 5 Euro). Wer es ganz dicke hat, kann auch 200 TL für Taxi bezahlen. Um eine Elle zu haben : Dafür kann man in das 1.000 km weite Istanbul hin und zurück fliegen. Wenn Sie aber am Flughafen der letzte verbliebene Fluggast sind, wird der Taxifahrer so tun als hätte er Mitleid mit Ihnen und Sie zum Selbstkostenpreis von 70 TL (24 Euro) nach Alanya mitnehmen. Dann hat er, abzüglich der Benzinkosten, immer noch 50 TL verdient.

Die Alanyaner haben es mit den Maßen. Es gibt die 25 Meter Straße und die 35 Meter Straße. Die 25 Meter Straße führt parallel zur Hafenstraße und ist eigentlich die Einkaufsstraße der Einheimischen, wo alles noch reelle Preise hat. Die 35 Meter Straße (damit sind die Breiten immer gemeint) läuft oberhalb der 25 Meter Straße, parallel und ist eigentlich die Schnellstraße. Auch dort gibt es große Läden, zumeist Möbelcenter, Autohäuser und Elektroeinzelhandel. Das Metro-Warenhaus geht ebenfalls von der 35 Meter Straße ab. Übrigens, bei Metro-Alanya und nur hier kann, anders als in Deutschland, jeder einkaufen. Wer keinen Metro-Ausweis hat, verlangt einfach eine Tageskarte. Ansonsten muss man ein Gewerbe oder Eigentum nachweisen.

Es gibt einige Privatschulen außerdem. Unser Rudolf Steiner Schule (ich habe hier mit einigen Freunden ein Verein gegründet, die Waldorf Initiative Alanya) unterrichtet seit dem Schuljahr 2013/14 ebenfalls. Türkisch, Englisch und Deutsch und das schon ab der 1. Klasse.

Die Winter sind herrlich in Alanya. Die Touristen ziehen ab und man hat die Stadt für sich alleine. Die Uferstraße können Sie sogar als Privatstraße benutzen. Warum die Einheimischen hier nie Spazieren gehen, wird deren Geheimnis bleiben. Auch wenn das Meer immer frische Fische reichhaltig her gibt, so gibt es weder Möwen noch andere Vögel in Alanya. Nun gut, einige Wenige, aber die muss man lange suchen. Die frischen Fische kauft man auf dem Fischmarkt und man kann sie auch direkt dort verzehren. Sie werden nicht schief angesehen, wenn Sie im Fischladen Ihren Fisch kaufen und diesen mit ins Fischrestaurant direkt nebenan mitnehmen. Die Restaurants verdienen dann nur an den Getränken und Salaten.

Die Stadt ist ein Paradies für Radfahrer. Flach, flach, flach. Es sei denn, man möchte etwas weiter die Taurus Gebirge mit dem Rad befahren. Da gilt der Spruch der Flieger : Runter kommen Sie immer !

Alanya hat in der Türkei die meisten Schwerst- und geistig Behinderten. Diese sieht man kaum bis überhaupt nicht im Stadtbild. In der Türkei schämen sich die Familien, um die Behinderung der eigenen Kinder. Leider ! So leben diese zumeist im Verborgenem. Dennoch ist die Stadt behinderten gerecht. Schließlich gibt es auch sehr viel ältere Deutsche zumeist, die schon seit Jahrzehnten hier leben.

Die städtischen Busse kann man für 1,50 TL benutzen (50 Cent), wenn man die Kentkart hat. Das ist eine Art Prepaidkarte für Busse, welches beim Einsteigen eingelesen wird. Ansonsten zahlt man 2 TL in bar beim Fahrer. Für Kinder 1 TL.

Sie werden sich wundern, dass in den Bussen kaum Türkisch gesprochen werden wird. Die Fahrgäste sind Ausländer. Einige wenige Türken, die zur Arbeit fahren, benutzen die Busse auch. Zumeist nutzt man hier den Motorroller.

Wenn Sie Auto fahren, müssen Sie aufpassen. Sind die Touristen noch hellhäutig, so müssen Sie am Zebrastreifen halten. Das sind nämlich noch Neulinge, die nicht wissen, wie es in Alanya im Verkehr zugeht. Sind die Touristen braun gebrannt, kann man, wie üblich, ohne zu halten weiterfahren. Die sind dann lange genug in Alanya und wissen, wie es hier funktioniert. 😉

Alte Renaults (Rainbow) und die türkischen Marken Dogan und Sahin (Fiat-Lizenz, mindestens 20 Jahre alt), sowie Motorroller halten bei Rot grundsätzlich nicht an. Auch dürfen Sie nicht gekränkt und beleidigt sein, wenn die Jungs mit einem 42er Kennzeichen vorne (aus der Stadt Konya) den Frauen im Vorbeifahren den Mittelfinger zeigen. Das ist deren einziger Spaß müssen Sie wissen.

Für mich, mit meiner Haarpracht, hat Alanya außerdem einen ganz besonderen Vorteil zu bieten. Ohne Haare lebt es sich gut hier, bei 340 Tage Sonne im Jahr. 🙂

Über www.facebook.com/alanyaundmehr gibt es außerdem Alanya-Immobilien. Ein “Gefällt mir” und Sie sind immer dabei in Alanya. 🙂

Kaltstart X - Das Buch von Ahmet Refii Dener

Das könnte dich auch interessieren …