Als die Turkish Airlines anfing Sitzplatznummern zu vergeben

DC9-32

Die DC 9 Maschinen der Turkish Airline flogen früher bis ins hohe Alter

Ich glaube es war in den 90’er Jahren. Die Turkish Airlines fing an Sitzplatznummer zu vergeben. Für mich eine unfassbare Vorstellung. Menschen, die nicht mal im Stande waren, sich beim Einsteigen in die Maschine anzustellen, dazu zu bewegen, sich auf die für sie vorgesehenen Sitze zu setzen.

Die Maschine war eine DC 9 – 32. Ein Flugzeugtyp welches von Turkish Airlines damals favorisiert und eingesetzt wurde. Auf der einen Seite 2 und auf der anderen 3 Sitze in einer Reihe. Ich hatte den Sitzplatz 2A (Fensterplatz auf der 2er Seite). Schon beim Einchecken sagte ich dem Bodenpersonal, dass dieses nicht funktionieren würde. Diese haben mir aber versichert “Bitte bestehen Sie darauf auf Ihrem Sitz zu sitzen. So werden die Menschen das mit der Zeit schon lernen.” Das beruhigte mich und ich stieg als Letzter ein. Warum auch nicht ? Schließlich hatte ich 2A sicher !

Am Platz angekommen sehe ich eine türkische ‘Big Mama’, die auch zu 2B herausragte auf meinem Platz sitzen. Ich bat die unverwechselbar türkische Dame, sich auf auf 2B zu setzen, damit ich meinen Platz bekam. No Chance ! Sie schaute wie ein …. und sagte nichts. Daraufhin habe ich meinen Wunsch auf Deutsch kundgetan, wohlwissend, dass dieses überhaupt nicht funktionieren würde. So, wie ich vom Bodenpersonal aufgetragen bekam, ging ich zum Stewardess und sagte, dass jemand auf meinem Platz sitzt. Wie zu erwarten war sagte die Stewardess “Das macht doch kein Unterschied, setzen Sie sich direkt nebenan hin”. Übrigens war die Maschine voll und 2B der einzig freie Platz. Daraufhin sagte ich, dass mir wohl bewusst ist, dass alle Sitze gleich sind, nur wurde mir vom Bodenpersonal aufgetragen, darauf zu bestehen.”

Allseits Unverständnis !!! Die Stewardess : “Beyefendi (Mein Herr), Sie machen einen vernünftigen Eindruck, bitte machen Sie keine Schwierigkeiten und setzen sich hin”. Ich setzte an zu sagen, dass ich darauf bestehe auf meinem Platz zu sitzen, aber kam nicht dazu. Typen, bei deren Anblick ich die Straßenseite wechseln würde, brüllten lauthals. “Setzt Dich doch endlich hin, damit wir starten können !” Weiter hinten riefen einige aus sicherer Entfernung “Idiot”, “Koyun iste ne beklersin baska ?” (Ein Schaaf halt, was kann man von dem sonst erwarten?).

Ich beugte mich der Mehrheit und nahm auf 2B platz. Wir hoben ab. Der Mann vor mir holte eine 2 Liter Flasche Kölnisch Wasser aus der Tasche. Für die die es nicht wissen. Türken benutzen Kölnisch Wasser (Kolonya) zum Desinfizieren und meiden so den Gang ins Bad. Eigentlich gehört Kolonya zum Leben eines jeden Türken. Das man Kolonya nicht trinkt, ist das Einzige, wozu es nicht eingesetzt wird. Oder doch, einige tun auch das, weil es reines Alkohol ist.

Der Mann fragte in der 1. Reihe jeden, ob man Kolonya wollte und ließ jedem einige mächtige Spitzer zukommen. Zeitgleich hob die “Big Mama” beide Hände hoch als wollte sie sagen “Mir auch, mir auch !” Ich fragte sie, ob sie auch Kolonya haben wollte. Daraufhin sagte sie “Hayir” (Nein). “Ohh, Sie sind Türkin” sagte ich. Hatte aber den Spaß ganz alleine, weil Sie den Witz in Zusammenhang mit unserem Aneinandergeraten nicht verstand. Weiter sagte sie, dass von Oben Wasser tropfen würde. Tatsächlich tropfte es wie verrückt. Die Klimaanlage war genau über 2A undicht. Pech ! 🙂 Ihr Rock war schon ganz nass. Ich rief nach Hilfe. Die Stewardess eilte und gab ihr ein Packen nach dem anderen Servietten, bis wir in der Maschine keine Servietten mehr hatten. Daraufhin wurde die “Big Mama” gesprächiger. “Sollen wir nicht die Plätze tauschen ?” …und zeigte mir den Abschnitt mit ihrer Sitznummer. 19D ! Sie hatte ihren eigentlichen Sitz knapp verfehlt, wie ich feststellen konnte und wollte eigentlich nicht mehr wissen, wer in der Maschine überhaupt auf dem vorgesehenen Platz saß.

Die gleiche Bitte kam auch von den Stewardessen. Schließlich hätte ich da locker sitzen können, zumal es nur auf ihren Rock tröpfelte. Ich erwiderte dem Stewardess mit dem gleichen Satz, wie zu Beginn des Spiels : “Es macht doch kein Unterschied, ob hier oder dort, ich bleibe lieber hier”. Während einige wieder laut wurden, machte keiner von denen, Anstalten mit der Dame zu tauschen. Ich denke die wollten nicht neben einem ‘Idioten’ wie mich sitzen. 😉 Exakt in dem Augenblick hörte es auf zu tropfen. Die Welt schien wieder in Ordnung zu sein. ca. 20 Minuten vor der Landung bat mich die “Big Mama” sie vorbeizulassen. Sie wollte ihren Rock im WC reinigen und danach versuchen zu trocknen. “Brauchen Sie nicht saubermachen, das ist Kondenswasser und hinterlässt Flecken” habe ich gesagt. “Ding, Dong !” Die Stewardess wurde gerufen. “Der Herr sagt, das gibt Flecken”. “Ich bitte Sie, das ist doch nur Wasser, natürlich gibt das keine Flecken.” Dieses wurde auch von ungefähr 30-40 Personen bestätigt. “Wasser macht keine Flecken. Basta !” In den Augen der Masse stand ich wieder als Idiot da und fand auf einmal Gefallen daran.

Die Dame putzte da und dort und setzte sich wieder auf ihren Sitz. Das was sie neu geputzt und extra nass gemacht hatte (warum wäscht man eigentlich ein Wasserfleck mit Wasser ?) fing zu trocknen an. Die Stewardess kam und fragte : “Und, trocknet es ?” Triumphierend zeigte die Dame auf ihren Rock und sagte : “Klar !”. Daraufhin sagte ich : “Das ist nur die Stelle, die Sie gerade beim Putzen nass gemacht haben. Der eigentliche Fleck folgt noch !” Wieder mussten einige ihren Senf los werden, wie schwer von Begriff ich wäre.

Nach einiger Zeit trocknete der Rock und der Fleck war einwandfrei zu sehen. Daraufhin nahm die “Big Mama” ihre Tasche und legte es auf dem Schoß. Ich sollte auf keinem Fall Recht haben. So kam es auch. Als ein ‘Idiot’ kam ich in Istanbul an.

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