Türkei – Die Winzer müssen exportieren

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Istanbul – Die rigoros verschärften Alkoholgesetze in der Türkei bringen die ansässigen Hersteller von Alkoholika in Bedrängnis. Werbe- und Verkaufsverbote trocknen den Inlandsabsatzmarkt sukzessive aus. Ausgerechnet das türkische Wirtschaftsministerium setzt nun einen Schritt zur Rettung der türkischen Winzer. Es will deren Wein im Ausland absetzen und macht dafür Gelder locker.

Wenn es nach den Vorstellungen des türkischen Wirtschaftsministeriums geht, soll türkischer Wein künftig verstärkt in den Regalen im Ausland zu finden sein. Dafür will das Ministerium im Rahmen der Exportförderung “ÜR-GE Destekleri” den heimischen Winzern drei Jahre lang mit finanziellen Mitteln unter die Arme greifen.

Geplant sind Werbekampagnen und die Eröffnung von Vinotheken im Ausland. Sie sollen den türkischen Wein ins rechte Licht rücken. Was im Inland untersagt ist – Werbung für alkoholische Getränke – soll in den neuen ausländischen Zielmärkten dem türkischen Wein zum Erfolg verhelfen. Derzeit exportiert die Türkei gerade einmal Wein im Wert von siebeneinhalb Millionen Dollar.

Von den insgesamt 33 türkischen Weinproduzenten haben 23 Betriebe bereits einen Antrag auf Förderung gestellt. Das sind laut dem Präsidenten der Exportvereinigung Obst und Gemüse, Latif Ünal, rund 80 Prozent der Branche.

Unlösbare Probleme
Im türkischen Inland stehen die Weinproduzenten hingegen vor schier unlösbaren Problemen. In der Türkei ist seit September 2013 ein heftig umstrittenes Alkoholgesetz in Kraft. Per Gesetz wurde jede Art der Promotion für Alkohol untersagt. Für die Winzer fällt dadurch selbst die Weinverkostung ins Wasser. Das strikte Werbeverbot zwingt die Hersteller zum Schließen ihrer Internetseiten, Broschüren sind untersagt, prämierte Weine bleiben unter der Wahrnehmungsgrenze der Konsumenten.

“Selbst das Logo auf Visitenkarten ist verboten”, schimpft Selim Ellialti, Besitzer der Weinkellerei Suvla und Mitglied der Exportvereinigung Wines of Turkey kürzlich auf einer Wein- und Spirituosen-Messe in Hongkong. In keinem Land gebe es solch strikte Gesetze. Selbst bei den Osmanen sei es freier zugegangen, beklagt er sich.

Dem Präsidenten der türkischen Winzervereinigung, Ali Basman, zufolge haben viele bereits aufgegeben, ihre Weinberge zu bepflanzen. In Tekirdag im Westen des Landes etwa hat eine staatlich geförderte Winzerkooperative die Produktion von Wein bereits auf Traubensaft umgestellt.

Als Protest gegen die Werbeverbote hat sich die erfolgreiche türkische Biermarke Efes bereits vor Inkrafttreten des Alkoholgesetzes aus dem Festival-Sponsoring zurückgezogen und ihre Homepage demonstrativ geschlossen.

Der größte türkische Raki-Hersteller Mey sieht seine Zukunft ebenfalls im Export. Seit zwei Jahren veranstaltet er sein Raki-Festival “The Spirit of Istanbul”, aber nicht in der Türkei, sondern in der deutschen Hauptstadt Berlin.

Foto : yemek24.com

Quelle : derStandard.at

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