Türkische Staatsbürger haben 100 Mrd. Euro auf Auslandskonten

euros„Politische Börsen haben kurze Beine”, besagt eine Börsenweisheit. Gilt sie auch für die Türkei? Nach der jüngsten Kurskorrektur an der Istanbuler Börse infolge der politischen Unruhen sind einige Unternehmen wieder attraktiv bewertet.

Rund ein Fünftel seines Wertes hat der türkische Leitindex ISE seit dem Ausbruch der Massenproteste gegen die Regierung Ende Mai eingebüßt. Auch die Währung musste deutlich Federn lassen und hat die Tiefstände aus dem vergangenen Jahr wieder erreicht.

Die Talfahrt war durch große Verkäufe ausländischer Investoren ausgelöst worden. Aber auch die Einheimischen zogen sich zurück und brachten Gelder teilweise ins Ausland. Einem Bericht der Zeitung Hürriyet zufolge unterhalten türkische Staatsbürger umgerechnet rund 100 Milliarden Euro unregistriert auf Auslandskonten. Im Mai verabschiedete die Regierung ein Gesetz, das die Anleger mit einer Steueramnestie motivieren soll, ihre Finanzmittel wieder in die Türkei zu holen. Ob dieses Geld unter den derzeitigen Zuständen den Weg in die Heimat findet, darf jedoch bezweifelt werden.

Die türkische Zentralbank reagierte auf die Geldabflüsse und den Kursverfall der Währung, indem sie den Zinskorridor für Tagesgeldgeschäfte erhöhte. Direkte Interventionen am Devisenmarkt hatten zuvor keine Wirkung gezeigt. Das immer noch steigende Leistungsbilanzdefizit steht einer Erholung der Währung zusätzlich im Weg.

Wann also ist der Zeitpunkt, wieder in türkische Aktien zu investieren?

Gehen wir davon aus, dass es in der Türkei keinen Bürgerkrieg gibt, wird sich der Markt nach einer Konsolidierung mit anschließender Bodenbildung wieder auf die wirtschaftlichen Daten besinnen. (ichmeinsgut.de : Bürgerkrieg in der Türkei ? Reine Theorie !)  Und die sind ordentlich: Die wirtschaftliche Dynamik ist nach wie vor gegeben, ein für 2013 angestrebtes Wachstum von ca. 3,5 bis 4 Prozent ist eine gesunde Basis. Der Bankensektor des Landes darf im Gegensatz zu dem anderer europäischer Staaten als gesund und stabil angesehen werden. Die schwächere türkische Lira hilft der Exportwirtschaft. Dazu wirken sich die sinkenden Rohstoffpreise sehr günstig aus.

Die demografische Entwicklung spricht für eine günstige Entwicklung auch der Binnenwirtschaft: Ein Viertel aller Türken ist unter 15 Jahre jung; in Deutschland liegt der Anteil der Jugendlichen nur halb so hoch.

Zahlreiche Unternehmenstitel an der Börse in Istanbul haben ein sehr attraktives Niveau erreicht, die Wachstumsstory ist intakt, das Rating des Landes derzeit stabil.

Wenn die Situation nicht eskaliert, sollten die fundamentalen Daten, die allesamt überzeugend ausfallen, wieder in den Vordergrund rücken und mittel- bis langfristig ein attraktives Potenzial für Investitionen in der Türkei bieten. Auf kurze Sicht werden die Unsicherheit und somit die Volatilität allerdings noch anhalten, sodass es sich empfiehlt, geplante Investitionen in Teilbeträgen nach und nach zu tätigen.

 Quelle

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