Falsche Ausfahrt genommen und im Taliban-Gebiet gelandet ?

kapalıIch habe wieder einmal einen deutschen Unternehmer mit einem lokalen türk. Partner zusammengebracht. Wir fuhren mit dem Auto auf der anatolischen Seite von Istanbul bzw. standen wir auf Höhe Atasehir in einem Stau. Der türkische Unternehmer, der den Wagen fuhr und in Atasehir wohnte zeigte nach rechts auf die Hochhäuser und sagte : “Herr Dener, sagen Sie doch Herrn …, dass hier eine sehr wohlhabende Gegend ist und die Wohnungen hier ziemlich hochpreisig sind.” Gerade wollte ich übersetzen sagt der Deutsche : “Herr Dener, das sieht ja grausam aus hier. Das sind Plattenbauten, wie zu Zeiten der DDR. Keine Balkone, kein Grün, wie leben die Leute hier ?”. Schluck ! Ich habe dem türkischen Geschäftsmann lediglich gesagt, dass der deutsche Partner hier kaum Grün sehen würde.” “Nein, nein, die sieht man von hier nicht aber an den Straßen entlang sind schon Bäume.”

Anschließend mussten wir durch einen Stadtteil, unweit von Atasehir fahren. Der Deutsche glaubte bestimmt, dass wir die falsche Ausfahrt genommen und in Afganistan gelandet sind. Mitten im Taliban-Gebiet. Es wurde still im Wagen. “Ja, solche gibt es hier auch.” sagte der türkische Geschäftsmann abwertend und entschuldigend zugleich.

Um den Deutschen wurde es ab dem Zeitpunkt still. Recht hatte er. Das passte auf einmal nicht ins Bild. So etwas hatte er zuletzt bei Sesamstraße im TV gesehen. Dort fragte man : “Welches dieser Dinge passt nicht ins Bild ?” So etwas erlebte er. Wir fuhren gerade durch diese Ortschaft. Das sollte Istanbul sein ?

In einigen Stadtteilen von Istanbul leben diese Menschen, die sich so verkleiden als kämen sie aus irgendeinem tief islamischen Staat. Die Massen vermischen sich nicht. In der Türkei gibt es entweder schwarz oder weiss. Beide Gruppen haben die Gemeinsamkeiten im Personalausweis stehen aber nicht im wirklichen Leben.

Wer die Türkei führen möchte, muss diesen beiden Parallelgesellschaften gerecht werden. Die goldene Mitte zu finden ist nicht einfach und wird auch nicht gesucht.

Der deutsche Geschäftsmann war der Konsumfreude den jungen türkischen Bevölkerung wegen mit seiner Marke in die Türkei gekommen. Damit tat er das richtige. Was er aber nicht wusste war, dass hier auch solche Menschen lebten, die er sich evtl. in den Dörfern Anatoliens vorstellen mochte aber nicht mitten in Istanbul. Nur muss man wissen, dass sie das Gesamtbild den türk. Konsumenten abrunden. Auch wenn Sie im Bild nicht auftauchen.

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