Intelligentes Flughafenmanagement oder Alltagsrassismus?

Die Blamage um den neuen Hauptstadt-Flughafen wird immer bizarrer: Laut „Spiegel“ waren erhebliche Baumängel schon im Jahr 2010 bekannt. Seither sei absehbar gewesen, dass der Airport nicht pünktlich eröffnen kann. Zudem sorgt ein Passus zu türkischen Passagieren in einem internen Entwurf für Wirbel. Dazu schrieb Cihan Sügür :
‎”Mehr als pikant ist auch eine Formulierung im Protokollentwurf zu geplanten „Alternativ-Terminals in Zeltbauweise“, die die Check-in-Schalter in der Haupthalle entlasten sollen. In diesen Zelt-Terminals sollen „hauptsächlich Türkeiverkehre (touristisch wie auch ethnisch) abgewickelt werden“. Easyjet, Air Berlin und Lufthansa wurde offenbar versichert, dass sie dort nicht abfertigen müssen.”
Sagt ihr es mir, was ist das? Intelligentes Flughafenmanagement oder Alltagsrassismus?
ARD : Dabei ist mir die Situation aus den 70er und Anfang 80er Jahren eingefallen. Da war es auf den Hauptflughaefen, die von “Gastarbeitern” frequentiert waren, durchaus üblich, dass diese in speziellen Fertigbauhallen abgefertigt wurden. Dieser spezielle Service wurde leider nur den Türken unter den “Gastarbeitern” zuteil. Damit man es nicht unter “Rassismus” tituliert, hat man zeitweise auch die Touristenflieger dort abgefertigt. Was aber die Deutschen nicht wussten war, dass in Istanbul z.B. ebenfalls spezielle Hallen und Zelte aufgebaut waren. Hier empfingen die Türken die der ihren (Gurbetciler). Für uns Deutschtürken war es absolut peinlich, wenn wir deutsche Freunde dabei hatten. Die dachten, das waere der Terminal vom Istanbuler Flughafen. Diese Gebaeude ‘kochten’ zumal keine Lüftung bzw. Klimaanlage existierte. Da die meisten, heute wie damals, nichts von Deo’s gehört hatten, kann man sich in etwa ausmalen, welche Zustaende in diesen Hallen herrschten. Dann wurden die “Gastarbeiter”, die auch im Heimatland nur “Gaeste” waren zumeist (weil man sie hier wie dort für, ‘schwer von Begriff’ hielt), 4-5 Stunden vor dem Abflug zum Flughafen bestellt. Da man bei den langen Busfahrten, die die meisten aus den Heimatorten in Anatolien nach Istanbul, Ankara und İzmir (nur von hier gingen Auslandsflüge ab) zurücklegen mussten, niemals vorhersehen konnten, wann sie ankommen, fuhren sie noch zeitiger ab als nötig. Das bedeutete dann Wartezeiten von 5-10 Stunden am Flughafen (ohne Verspaetung wohlgemerkt).
Was der BER-Flughafen Chefplaner geplant hat und umsetzt (wenn das jetzt noch möglich ist) sollte uns nachdenklich stimmen. Aber auch mein Beispiel aus den früheren Jahren. Viele Deutschtürken sagen “Deutschland ist genauso meine Heimat, wie die Türkei” oder sollte man eher sagen “heimatlos”  ?
Foto : Türken warten 24.7.1970 in einem eigens für die Abfertigung türkischer Gastarbeiter errichteten Zelt auf dem Düsseldorfer Flughafen auf ihren Flug in die Heimat (Abendzeitung-München, Ruhrzeitung). Archivfoto: Bertram
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