Die “Tayyip Lira” steht

Die türkische Boom-Wirtschaft hat sich ein neues Währungssymbol gegeben. Sieht dem armenischen verdächtig ähnlich.
Die Türkei hat sich noch bis 2023 Zeit gegeben, um unter die zehn größten Volkswirtschaften der Welt zu kommen. Doch ein neues Währungssymbol für die türkische Lira, um bei $, €, £ oder ¥ mitzumachen, gibt es seit dieser Woche.

Das Ganze heißt schon „Tayyip-Lira”, benannt nach dem Fährensmann, der die türkische Wirtschaft seit 2002 dank politischer Stabilität und sorgsamer Fortführung des Finanzkurses der Vorgängerregierung und insbesondere dessen Wirtschaftsminister Kemal Derviş zu ungeahnter Größe geführt hat. Zentralbankchef Erdem Başçi hat alles bei der Enthüllung in Ankara am Donnerstag erklärt: Wir sehen eine Art Anker, welcher die türkische Lira als sicheren Hafen symbolisiert, und dazu noch zwei aufwärts gerichtete Striche, die für den unentwegten Auftrieb der türkischen Wirtschaft stehen.Gleichzeitig kann man leicht ein kombiniertes Zeichen aus „l” (lira) und „t” (türk) erkennen, was uns zugleich zur Schöpferin des Symbols, Frau Tülay Lale, bringt. Sie erklärte, dass das Symbol grosso modo ihr Namenskürzel ist. Die Opposition wiederum will in dem neuen Lira-Symbol eher die Initialen von Tayyip Erdogan erkennen, was nur einmal mehr dessen sultanesken Machtanspruch bestätige. Schließlich ist auch ein Blick über die geschlossene Grenze ins Nachbarland Armenien erhellend. Die dortige Währung „dram”, welche noch ein Stück weiter vom Status der Weltwährung entfernt ist als die „Tayyip-Lira”, trägt auf Noten und Münzen ein nach der Unabhängigkeit in den 1990er-Jahren entworfenes, ziemlich ähnliches Symbol.

Das neue Lira-Symbol kann man bei der türkischen Zentralbank herunterladen und soll dann auf der Tastatur leicht mit AltGr+T einzugeben sein. Funktioniert jetzt allerdings nicht auf Anhieb.

Ehrlicherweise hätten Erdogan und Başçi bei der Präsentation des Symbols zugeben müssen: Ein wirklicher Renner war die Lira in den zurückliegenden Jahren nicht. Gegenüber Dollar und Euro hat sie knapp 20 Prozent an Wert verloren. Das enorme Handelsbilanzdefizit des Landes – 10 Prozent des BIP – drückte auf die Währung und beschleunigte wieder die Inflation (10,45 Prozent zum Jahresende 2011). Eine schwache Lira ist immerhin gut für den Export. Der kam lange nicht in Schwung, jetzt aber meldete die Regierung für Februar ein Exportplus von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

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