Türkei: Sind die Zwangsverwalter die besseren Unternehmer?

Wohl kaum! Nach den Medienberichten in der Türkei aber schon.

TMSF- THE SAVINGS DEPOSIT INSURANCE FUND (Der Spareinlagenversicherungsfonds) der Türkei gibt wieder einmal erfreuliches bekannt.

Vorab muss man erklären, dass die Organisation, die dem Staat untergeordnet ist, alle Unternehmen, deren Gesellschafter den Gülenisten zugerechnet werden, unter Zwangsverwaltung genommen hat. Nach deren Angaben sind es 998 Unternehmen. Dazu zählen auch namhafte Holdings wie; Boydak, Kaynak, Koza-Ipek, Dumankaya, Fi Yapi u.a.

Laut den Angaben der Organisation werden diese o.g. Unternehmen von 326 Zwangsverwaltern, auch Treuhänder genannt, geleitet und wenn es Holdinggesellschaften sind nur einmal honoriert. Im Schnitt liegen deren monatliche Bezüge laut den türkischen Medien monatlich selten unter 100.000 TL. Bei 83 dieser Personen soll es sich um die Mitarbeiter der Organisation handeln. Alle anderen kommen aus verschiedenen Berufen sind aber zumeist Rechtsanwälte, die kaum Ahnung von Unternehmensführung haben.

Wie auch in den Medien zu lesen war, sind einige der zu verschiedenen Holdings gehörenden Unternehmen aufgegeben und gar geschlossen worden bzw. stellen sie momentan kein Wert mehr dar, dass man sie noch Monetär verwerten könnte. Unter diesen Vorzeichen kommt heute die Meldung von der 30%igen Umsatzsteigerung der zwangsverwalteten Unternehmen in 2017. Es ist eine ‚Reuters‘ Meldung, die rundgeht.

Eigentlich eine nichtssagende Zahl. Zieht man den Wert der geschlossenen und in den Ruin geführten Unternehmen ab, so ist das immer noch ein riesen Minus. Auch bedeutet eine Umsatzsteigerung, in keinem Land der Welt, dass man gut gewirtschaftet hat. Dennoch, eine Zahl, die man der Anhängerschaft als Positivum wieder andrehen kann.

Wer es weiterlesen mag, dem kann ich aus einer Begebenheit aus den 90ern berichten, wo ich mittendrin war. Eine große türkische Kosmetik Marke hatte Konkurs beantragt. Sie konnte die Schulden bei einer türkischen Staatsbank nicht bedienen.

Das Unternehmen ist unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Das Hauptprodukt der Marke wurde weiter produziert. Die Mitarbeiter kamen drei Tage in der Woche ins Werk, produzierten, verpackten, lieferten aus und gingen. In diese Phase hinein kam ich mit einem multinationalen Interessenten. Die Verhandlungen liefen zäh, aber am Ende wurde man sich einig. Nur, irgendwie kamen wir nie wirklich zum Abschluss. Immer wieder lagen andere Gründe vor, die man mit gesundem Menschenverstand nicht begreifen konnte. Das Ende vom Lied, meine Auftraggeber sprangen ab. Danach konnte ich noch aus den Medien verfolgen, dass die Verhandlungen auch mit anderen Interessenten irgendwie nicht zum Abschluss kamen. Ich musste der Sache nachgehen, was der Grund war. Es dauerte nicht lange und ich wusste, woran alles scheiterte. Die Zwangsverwalter des Unternehmens waren mit den Vorständen der Bank, denen das Unternehmen Geld schuldete, identisch. Das Werk produzierte und erwirtschaftete die Gehälter des restlichen Personals und das nicht unbeträchtliche Honorar der Vorstände. Sie hatten Gefallen daran gefunden.

Bis vor 4-5 Jahren gehörte die Marke und das Unternehmen zu 75% der o.g. Bank evtl. heute noch. Einige Beamte scheinen am Unternehmertum gefallen gefunden zu haben.

 

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