In den 1980ern sprachen die Kölner Türken noch Französisch

Mein Beitrag erinnert mich an eine Begebenheit aus den 1980er Jahren in Köln. Als Student leitete ich ein Wettbüro. Die beständigsten Wetter, die auf die Pferde setzten, waren türkischen Ursprungs. Hatten sie mal alles was sie in der Tasche verloren, waren sie ab da den ganzen Tag und den Abend unterwegs und besorgten sich irgendwoher Geld. Am nächsten Tag waren sie wieder auf der Showbühne und zockten weiter.

So ganz dumm konnten diese nicht sein. Sie konnten nämlich Französisch. Die französische Rennsportzeitung „PARIS TURF“ konnten sie rauf und runter verstehen und übersetzen. Was soll ich sagen, einige von denen konnten nicht einmal richtig Deutsch bzw. Türkisch, aber wenn es um Wetten ging, wollten sie doch einige Vorteile auf ihrer Seite wissen. Sie hatten sich einen Französischlehrer genommen, der ihnen dazu verhalf, nur die Rennsportzeitung zu verstehen. Mehr Französisch war nicht drin. Sätze wie: „Kam in den Zielgeraden stark auf“, „Kämpfte bis zuletzt“, „Hatte heute nicht seinen Tag“, „Kam mit dem Boden nicht klar“, „Hätte einen stärkeren Reiter gebraucht“, „Siegte überlegen!“ etc. Das alles konnten die Jungs, es hatten sich auch einige Deutsche sich dem Französischlehrgang angeschlossen, ebenfalls verstehen. Sagte mal ein Franzose denen “Bonjour!”, schauten sie wie ein Auto rein. So viel Französisch würde zu weit führen.

Weshalb ich mich an diese Geschichte erinnerte?

Auf der einen Seite erhöht sich die Zahl der Türken, die unter Armut leiden, nur auf der anderen Seite steigt die Zahl derer, die sich mit Finanzbegriffen auskennen und tagtäglich die Devisenkurse erfragen. Einige Kreditkartenorganisationen und Banken der Türkei xhaben jetzt eine Studie in Auftrag gegeben. Es galt herauszubekommen, wie Fachkundig die Bevölkerung der Türkei ist, wenn es um Finanzen und Finanzbegriffe geht.

90% der Familienmitglieder einer Familie wissen was Inflation bedeutet und dadurch die Kaufkraft verloren geht. Genauso wissen 82%, dass bei steigenden Devisenkursen ein Kaufkraftschwund ebenfalls die Folge ist.

Laut der Studie sind 22% der Familienmitglieder zu den ‚Wissenden‘ (Bilmişler) zu zählen. Diese wissen, oder glauben zu wissen, was in der Wirtschaft abgeht.

34% der Familienmitglieder denken überhaupt nicht ans Sparen. Ich glaube eine interessante Gruppe bilden die Menschen, die wissen, wie wichtig das Sparen ist, nämlich 65%.

Wissen und können sind auch hier zwei Paar Schuhe. Von denen, die um die Wichtigkeit des Sparens wissen, können wiederum 65% nicht sparen, weil nicht die Mittel dazu haben. Weitere 13% können, weil sie überschuldet sind nicht sparen.

Einige kommen laut der Studie nicht zum Sparen, weil sie in Immobilen investieren. Die türkische Lira hat zwei Konkurrenten, nämlich Gold und Devisen. Es ist bekannt, dass 18% der Sparer in Gold anlegen. Die Ersparnisse in Devisen schätzt man genauso hoch.

Egal ob sie in TL, Devisen, oder Gold sparen, 20% der Sparer bewahren es unter dem Kissen auf, also zuhause.

Somit findet der türkische Einbrecher in jedem 5. Haus lohnende Beute. Guter Schnitt, wie ich finde!

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