Deutschland Live! Szenen aus einer Zahnarztpraxis in Berlin

Man(n) macht sich schon seine Gedanken so über allerlei Dinge. Da ich mein Umfeld immer auf dem Radar habe, sehe und erlebe ich die Dinge, die ein anderer nicht zur Kenntnis nimmt.

Meine Freund können bestätigen, dass ich anders unterwegs bin, als die Masse. ?

Wie oft bin ich schon in Berlin in die S-Bahn gestiegen bin und mich als den deutschesten aller Fahrgäste identifiziert habe, kann ich euch gar nicht aufzählen.

Es ist echt unglaublich, wie viele Ausländer, Migranten, Flüchtlinge, Spätdeutsche u.a. in Deutschland leben, besonders in Berlin. Langweilig wird es einem nie. ‚Sprachenraten‘ nennt man das Spiel. „Bist du aus Libyen?“ „Nach aus Tunesien, deshalb habe ich etwas anderen Akzent, wenn ich Arabisch spreche.“ Nun gut, den unterschiedlichen Akzent hatte ich nicht gerade rausgehört, aber gut zu wissen.

Eigentlich kann man sich das in etwa denken, dass der deutsche Alltag so aussieht. Nur der Anlass, warum ich den Beitrag schreibe, ist ein ganz besonderer.

Wegen Zahnschmerzen ging ich gestern zum Zahnarzt. Wartete bis ich dran kam. Die Arzthelferin kam in das Wartezimmer und sagte „Herr Ahmet, Sie sind dran!“ Ich wusste, dass sie Türkin war und die Türkinnen statt „Ahmet Bey“, das „Bey“ vorne dranhängen und auf Deutsch „Herr Ahmet“ sagen, wenn sie denn auf Deutsch unterwegs sind.

Die Ärztin war neu in der Praxis. Wir machten uns bekannt. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“

So, wie das meine Art ist, habe ich zu meinem Krankheitsbild noch schnell meine Lebensgeschichte drangehangen. Man muss die Unterschiede schaffen und den Leuten was bieten. Das ist meine Maxime. Sie strahlte Glückseligkeit aus und setzte ihr schönstes Lächeln auf. Ich meine sie war Polin. Da ich in alle Richtungen denke, kam mir der Gedanke, dass sich ja die Menschen auf dem einen Portal alle 11 Minuten verlieben. Wir waren nicht weit davon entfernt.

Sie bat die Helferin um die Röntgenbilder von mir. Diese wurden auf dem Monitor gezeigt. Irgendwie schien einiges falsch zu laufen. Das was ich ihr so alles über meine Zähne schilderte, wurde mit dem Bild auf dem Monitor nicht unterlegt.

Sie fragte die Arzthelferin, ob das denn alles stimmen könne. Gerade wollte ich ihr raten auf Google-Maps umzuschalten und dort zu suchen, sagte die beste Arzthelferin von allen: „Oh nein! Entschuldigung, Sie sind der Falsche!“ Ich der Falsche? Das konnte nicht sein, ich bin immer der Richtige.

„Sie sind der andere Herr Ahmet!“

Jetzt muss man sich mal bitte vorstellen. Wir sind in der vier Millionen Metropole Berlin bei einem der über Tausend Zahnärzte der Stadt und im Wartezimmer dieses Zahnarztes sind zwei Figuren, die beide „Ahmet“ heißen.

Die Zahnarzthelferin rechtfertigte sich damit, dass sie „Herr Ahmet“ gesagt hätte und als ich aufsprang und der andere nicht reagierte, hätte sie angenommen…

An der Stelle hätte ich noch ein Statement dazwischenschieben können, warum ich schneller war als der andere, aber ich ließ es sein.

Mir hat die Zahnärztin leidgetan, wo sie sich doch so gefreut hatte mich zu behandeln.

Nein, ich bin nicht eingebildet, sie sagte: „Schade, ich hätte sie gerne behandelt, Sie haben immer ein Lachen im Gesicht.”

Als dann im Nebenzimmer mir der Weisheitszahn in einer Rekordzeit von 35 Minuten gezogen wurde, bei dem der Zahnarzt mit seiner ganzen Kraft am Zahn hing und zog, war ich dem Umstand dankbar, dass die zierliche Ärztin sich nicht daran versuchte.

Dennoch bin ich der Meinung, dass der andere Ahmet so eine nette Zahnärztin nicht verdient hat, wo ich mich doch mit ihr so gut verstand.

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