Alle kennen VW-Käfer, wer kennt Josef Ganz?

Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind rein zufällig. 😉

Die Türkei und den vor jeder Wahl versprochenen türk. Volkswagen und die Eröffnungsfeiern der Anlagen und Werke, die es eigentlich schon seit Jahren gibt in der Türkei, werde ich in diesem Beitrag nicht erwähnen.

„Ehre, wem Ehre gebührt.”   

„Baue Straßen und verbessere das Gesundheitswesen und die Stimmen werden Dein sein.“ Altbekanntes Rezept vieler Regierungschefs.

Hitler verdanken wir zumindest die Autobahnen – das ist vermutlich das am häufigsten vorgebrachte „Argument“, wenn behauptet wird, es sei nicht alles schlecht gewesen im „Dritten Reich“.

Doch so fragwürdig es grundsätzlich ist, ein verbrecherisches Regime zu rechtfertigen, weil es Straßen, Brücken oder andere Infrastruktur gebaut hat – die These vom genialen Verkehrsexperten Adolf Hitler ist zudem schlicht und einfach falsch. „Hitler hat weder die Autobahn erfunden noch hat er die erste gebaut, auch wenn die NS-Propaganda beides behauptet hat“, sagt der Historiker Bernd Sösemann, Leiter der Forschungsstelle AKiP an der Freien Universität Berlin. Adenauer kam Hitler zuvor

„Das Konzept der Autobahn stammte bereits aus der Zeit der Weimarer Republik“, erläutert Sösemann. Was nicht verwundert, denn ein solches Riesenprojekt zu planen und auf den Weg zu bringen dauert etliche Jahre.

Doch Hitler setzte bereits am 23. September 1933 – gut ein halbes Jahr, nachdem er Reichskanzler geworden war – den ersten Spatenstich für die „Reichsautobahn“ von Frankfurt über Darmstadt und Mannheim nach Heidelberg. Unter großem Propaganda-Getöse, das den „Führer“ als Erfinder und ersten Bauherrn dieser angeblich revolutionären Neuheit feierte.

Autobahn von Köln nach Bonn

Tatsächlich war ihm ausgerechnet der spätere Bundeskanzler und damalige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, zuvorgekommen. Bereits im Jahr 1932 hatte der die erste für den öffentlichen Verkehr freigegebene Autobahn von Köln nach Bonn eröffnet.

Die Nationalsozialisten stuften sie später wieder zur Landstraße zurück – hätte die Existenz dieser ersten Autobahn doch ihre Propaganda Lügen gestraft. (Quelle: http://bit.ly/29dsnoA )

So, wie die Autobahn nicht von Hitler erfunden wurde, so wurde auch der VW – Käfer nicht von Ferdinand Porsche, zumindest nicht komplett, erschaffen.

vwkafer

Standard Superior 1933

Nürnberg, Sommer 1930. Diplomingenieur Josef Ganz sitzt persönlich am Steuer seines Prototypen. Mit dem Zweisitzer tuckert er über die holprigen Straßen. Die Fahreigenschaften begeistern den Konstrukteur: “Der Wagen kann mit nur einem Finger gesteuert werden und dabei kann er noch immer mühelos im Zickzack fahren,” notiert er später.

Der Prototyp den Ganz für die Nürnberger Ardie-Motorradwerke entwickelt hat, beruht auf einem neuartigen Kleinwagen-Konzept mit Heckmotor, Zentralrohrrahmen und Einzelradaufhängung. Das Auto verkörpert für Ganz die Idee eines “Volkswagens”, die er seit den frühen 20er Jahren verfolgt hat. Der Ingenieur und Journalist hofft auf eine große Zukunft seiner Konstruktion als erschwingliches Fahrzeug für jedermann. Doch sein Traum erfüllt sich nicht.

Vier Jahre später propagiert das Nazi-Regime mit großem Getöse die Massenmotorisierung. Nach den Vorgaben Hitlers soll die deutsche Automobilindustrie ein Kleinwagen-Konzept realisieren. Den Entwicklungsauftrag bekommt der Österreicher Ferndinand Porsche, der bekannte Rennwagenkonstrukteur. Bald wird er zu Hitlers Liebling, der mit dem autobegeisterten “Führer” persönlich fachsimpeln darf. Man rühmt seine Genialität, man überhäuft ihn mit Auszeichnungen, man unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Sein “Volkswagen” wird schließlich zur Grundlage eines Weltkonzerns, Porsche selbst zur Ikone des deutschen Automobilbaus.

Von Josef Ganz und seinen Konstruktionen hingegen will niemand mehr etwas wissen. Das NS-Regime raubt ihm seine Patente, man denunziert ihn, man sperrt ihn ein. Im Exil wird er zu beweisen versuchen, daß Porsche und die Nazis ihm, dem jüdischen Ingenieur, seine Ideen gestohlen haben – daß der “Käfer” in Wahrheit auf seine Prototypen zurückgeht. Doch niemand wird ihm zuhören. In einem 14seitigen Dossier dokumentiert “Technology Review” auf der Grundlage von exklusivem Recherchematerial die Geschichte des vergessenen deutschen Automobilingenieurs Josef Ganz. Seine Konstruktionen hatten wesentlichen Anteil an der Geschichte des VW Käfer. Doch der Ingenieur und kritische Motorjournalist bekam für seine Leistungen nie offizielle Anerkennung –- vor allem nicht vom Volkswagen-Konzern.

Den vollständigen Text finden Sie in der Print-Ausgabe Nr. 11/2005 von Technology Review. ( Quelle: http://bit.ly/2h9poTC )

Josef Ganz  (* 1898 – † 1967)

Schon als zwölfjähriger Gymnasiast erfand Josef Ganz eine Schutzvorrichtung für elektrische Straßenbahnen, für die ihm ein Patent erteilt wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er für verschiedene Autohersteller wie Adler, Daimler-Benz, BMW sowie für den Motorradhersteller Ardie und war Chefredakteur des Fachmagazins Motor-Kritik. Insgesamt entwickelte er rund 30 Kleinwagen, darunter 1931 einen Prototyp mit dem Namen „Maikäfer“. 1932 fand Ganz in der Ludwigsburger Standard-Fahrzeugfabrik einen Hersteller für seinen „Maikäfer“, der 1933 in einer überarbeiteten Version als Standard-Superior auf den Markt kam. Wie bereits das Vorgängermodell verfügte das Fahrzeug über Einzelradaufhängung, Schwingachsen und einen vor der Hinterachse liegenden Motor. Die Firma Standard bewarb den Vierplätzer als Volkswagen. Im Frühjahr 1933 präsentierte sie ihn auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin. Umstritten und nicht eindeutig geklärt sind die frühen Beiträge von Josef Ganz zur Entwicklung des Ur-VW Käfers.

Kurze Zeit nach der Ausstellung wurde der jüdische Ingenieur von der Gestapo verhaftet, sein Büro in Frankfurt am Main durchsucht. Laut Ganz sollen dabei zahlreiche Dokumente konfisziert worden sein. Nach seiner Freilassung wurde er von Motor-Kritik als Chefredakteur abgesetzt, durfte aber noch einige Artikel schreiben. Im März 1934 floh er nach Liechtenstein, später in die Schweiz. Dort arbeitete er später für die Firma Rapid in Dietikon. Nach dem Krieg bekam Ganz zunehmend Probleme mit den Schweizer Behörden. Der unbequeme Erfinder führte zahlreiche Prozesse, wurde als notorischer Querulant betrachtet und letztlich aus der Schweiz ausgewiesen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris wanderte er 1951 nach Australien aus. In den frühen 1960er Jahren wurde er nach einer Reihe von Herzinfarkten fast bettlägerig, aber bis zu seiner Pensionierung arbeitete er noch für den zu General Motors gehörenden australischen Autohersteller Holden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ganz

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