Der Komutan, Federico, Alanya und die Gastfreundschaft

„Komutan“ (Der Befehlshaber) so nennen wir in Alanya Ismail Bey. Er ist ein Oberst a.D., lebt in Alanya und ist hier ein angesehener Mann.

Er ist einer meiner Starbucks-Nachbartisch-Bekanntschaften. Er hörte damals zu, was ich über die türkische Wirtschaft zu berichten hatte und auch das Übrige, was ich über die politische Lage so zu sagen hatte und schon wusste er, dass wir uns auf Anhieb verstehen würden.

Wir kennen uns nunmehr seit fünf Jahren. Vor lauter Hochachtung voreinander kamen wir nie vom „Sie“ weg.

Der „Komutan“ ist ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Enduro-Fahrer, sagt er, sind die besseren. Alle anderen hätten einen Dachschaden, sagt er scherzhaft. Die Enduro-Fahrer wären alles gebildete Leute, für die alle Menschen gleich wären und mit denen man, kultiviert und zivilisiert sich austauschen könne.  „Demiratlilar“ (Die mit den stählernen Pferden) heißt seine Motorradgruppe, mit über einhundert Mitgliedern.

Letzte Woche Freitag gab es ein Foto- und Video-Show des Komutan. Er berichtete von seiner Tour dieses Jahr, wo er von Alanya aus durch 16 Länder hoch zum Nordkap fuhr. Wir waren alle sehr begeistert und hörten ihm vier lange Stunden zu.

„Das beste Bier gibt es übrigens in Deutschland“, „Schwierigkeiten machen eigentlich nur die türkischen Zöllner“, „In Dubrovnik haben die Osmanen nicht eine Spur hinterlassen“, „Die Norweger sind die nettesten Menschen“, „So viel Döner- Buden, wie in Deutschland, gibt es in der Türkei garantiert nicht“, „Wenn die Deutschtürken einen Motorradfahrer mit einem türkischen Kennzeichen sehen, kennt deren Gastfreundschaft keine Grenzen“, sind seine Sprüche vom Foto-Abend.

An diese Gastfreundschaft möchte ich anknüpfen. An dem besagten Abend stellte Komutan uns Federico vor. Einen Argentinier italienischer Abstammung. 27 Jahre alt und seit 3 Jahren auf Welttour mit dem Motorrad. Sie hatten sich zufällig bei einem der Touren getroffen und kennengelernt. Telefonnummern und Mailadresse wurden ausgetauscht und schon fuhren sie weiter. Jeder in seine Richtung.

Als Federico 3 Tage vor der Foto-Abend den Komutan anrief und ankündigte, dass er evtl. in die Türkei kommen wolle, ist er sofort eingeladen worden.

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Komutan & Federico

An dem besagten Abend war  er unser Ehrengast. Übrigens finanziert sich der Federico über Gelegenheitsjobs bei seinen Reisen.

Mit seinem uralt 250cc Motorrad würden die Jungs aus Alanya, nicht einmal die Strecke Alanya-Antalya zurücklegen wollen.

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Mit einem Teil der Freiwilligen-Crew

Federico wurde vom Motorrad-Club Demiratlilar hofiert. Sensationell war auch, dass jeder von sich aus, dem Federico was mit auf dem Weg gab.

In Gewerbegebiet von Alanya angekommen haben die Kfz.-Betriebe sich darum gerissen, sein Motorrad zu warten und das nach 3 Jahren das erste Mal. Alle Teile, die man da hatte, haben sie ausgetauscht und eine Windschutzscheibe bekam sein Motorrad außerdem verpasst. Das alles selbstverständlich kostenlos. Die Menschen haben sich überschlagen und wollten Federico unterstützen, wo sie nur konnten.

Am Ende wollte der gute Federico fast nicht mehr weg. Beim Abschied hatten alle feuchte Augen.

Er reiste nach Italien ab. Dort wird er ein Jahr bleiben und als Koch arbeiten. Dann kann es über Frankreich und Spanien Richtung  Afrika weitergehen. Ein Jahr möchte er durch Afrika touren und anschließend seine Freunde in Alanya besuchen. Wir freuen uns schon auf ihn.

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