Unglaublich ! Tee gibt es in der Türkei erst seit 1938

Gut, 96 von 100 Erwachsenen trinken jeden Tag Tee. Ich wundere mich jedesmal, wie oft man an einem einzigen Glass Tee schlürft. Das Wenige, was im kleinen Teeglas drin ist, trinke ich zumeist in maximum einer Minute.

Schon sagt einer, ich wäre kein Teeliebhaber. Stimmt auch. Bei dem, der mir das sagte, zählte ich. Er hat an diesem abgebildeten Glas (links) glatt 24mal geschlürft, bis es leer war. Das hat 40 Minuten gedauert. Da frage ich mich, ob er den ein Teeliebhaber ist, oder nur ein Gewohnheitstrinker. Nach ca. 15 Minuten war sein Tee eiskalt.

caySage und schreibe 204.000 Familien leben vom Teeanbau. Pro Familie sind das dann ca. 4-4,5 Hektar, die sie besitzen. Bei dieser Fläche kann man ca. 4,8 Tonnen Tee im Jahr ernten. Das bringt der Familie satte (!) 2.500 TL (keine 1.000 Euro). Im Monat sind dies dann 200 TL für die Familie. 1/4 des gesetzlichen Mindestlohnes. Leben unter der Armutsgrenze. Für all diese Familien ist der Tee-Anbau mittlerweile zum Zusatzverdienst bzw. Gewohnheit geworden, der sie traditionell bedingt, nachgehen. Leben kann man davon nicht. Der Staat subventioniert weiterhin den Ex-Monopolisten Caykur (der Staatsmonopol wurde 1984 aufgehoben) und sorgt für Ungleichgewicht auf dem Tee-Markt. Dieses wird umso unverständlicher, wenn man weiß, dass Caykur ebenfalls privatisiert werden soll, wie die meisten Staatsbetriebe.

10-15% des Tees ist Schmuggelware, welches sogar ordentlich statistisch erfasst wird. Trotz Zustürzen sind die Felder über 50 Jahre alt und der Tee grundsätzlich von schlechter Qualität (Nicht denken, dass dieses meine eigene Meinung bzw. Bewertung ist. Der Züchterverband schreibt das in ‘Türkiye Siyah Cay Raporu’ von 2009). Traurig und witzig zugleich finde ich die Tatsache, dass gerade in den Gegenden der Türkei, wo Tee angebaut wird, der meiste Schmuggeltee konsumiert wird (steht auch in dem erwähnen Bericht).

Des Türken Nationalgetränk (96% der Türken trinken Tee täglich und mit über 3kg/Kopf/Jahr Nr. 1 weltweit) beinhaltet neben den Teeblättern, die verarbeitet werden, auch sehr viel Holz von den Ästen. Wenn man also auf den tollen Geschmack des türkischen Tees schwört, dann kann es durchaus sein, dass es vom guten Holz kommt. 😉

Teeanbau in der Türkei erst seit 1938 

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