Türkei – Die Karawane macht zu oft Rast

Vor der Wahl ist nach der Wahl. Die Gründe, warum die türkische Wirtschaft an Fahrt verloren hat, gibt es viele.

Momentan sind es die bevorstehenden Parlamentswahlen. Schon seit einem Jahr arbeitet die Regierungspartei auf die Wahlen zu. Dabei kommt die Wirtschaft natürlich zu kurz. Auch nach den Wahlen wird es nicht besser werden. Die gewählten werden versuchen sich so gut es geht zu positionieren und das Beste für sich herauszuholen. Kommt es zu einer Koalition, hat die Türkei gänzlich verloren. Kommen sieben Deutsche zusammen, gründen sie einen Verein. Kommen zwei Türken zusammen, stechen sie sich die Augen aus. In der Politik können die Folgen eine ganze Nation angehen, zumal die Regierungspartei AKP, kaum Koalitionspartner an seiner Seite tolerieren kann und wird.

Die Wahlen sind von immenser Bedeutung. Es wird darüber entschieden, ob die Türkei nur noch Erdogan gehören wird, wo er jetzt schon alleine das Sagen hat, oder an seinem Stuhl etwas gerüttelt werden kann. Dieses Rütteln kann natürlich auch bedeuten, dass er noch wütender wird. Lassen wir mal auf uns zukommen. Vorhersehen kann man sowieso nichts.

Im Juni, nach den Wahlen, kommt der Ramadan-Monat. Da läuft die Wirtschafts-Maschinerie sowieso auf “Halbe Kraft voraus”. Dabei muss man wissen, dass “Volle Kraft voraus” in der Türkei, nicht einmal das Halbe aus Deutschland erreicht. Also geht im Ramadan-Monat kaum was mehr.

Auch das schlechte Zahlungsverhalten in der Wirtschaft bekommt neue Nahrung.

  • Sie müssen verstehen, wir müssen abwarten, wie die Wahlen ausgehen.
  • Wir müssen sehen, wie sich das Wahlergebnis auf die Wirtschaft auswirkt.
  • Vor dem Ramadan-Monat ist es schlecht. Wir bezahlen nach dem Ramadan.
  • Der Ramadan-Monat ist gerade vorbei. Da müssen wir erst einmal warten, bis alles ins Rollen kommt.
  • So kurz vor Neujahr ist es schlecht.
  • Wir sind gerade mal ins neue Jahr hinein gerutscht. Sie müssen etwas warten, bis wir zahlen können.
  • Die Gemeindewahlen stehen an…

Die Gründe, um nicht zu bezahlen und zu handeln nehmen kein Ende in der Türkei. Hinzu kommt, dass die Regierung auf gute Stimmung in der Bevölkerung aus ist und gerne die Brückentage zu gesetzlichen Feiertagen erklärt. So gibt bei religiösen Feiertagen Situationen, wo die ganze Nation 8-9 Tage in die Ferien geht.

Der Schaden für die Wirtschaft ist unermesslich. Die Unternehmer sind auf sich alleine gestellt. Wie soll das gehen, wenn der Unternehmer sich nicht einmal selber motivieren kann ? Wie soll er da seine Mitarbeiter motivieren.

Gerade stelle ich fest, dass dieses zu europäisch gedacht war. Für die allermeisten türkischen Unternehmer sind die Mitarbeiter nämlich Knechte, denen kaum Beachtung geschenkt wird.

Wo sind die treibenden Kräfte ? Wo sollen sie herkommen ? Gemächlich zieht die Karawane, Wirtschaft genannt, weiter. Bitte nicht stören !

Über die Wirtschaft schreiben und keine Zahlen erwähnen. Geht doch 🙂

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